Zieht im Herbst die Lerche fort

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Zieht im Herbst die Lerche fort

Zieht im Herbst die Lerche fort
singt sie leis ade
Willst du noch von mir ein Wort
eh ich von dir geh?
Sieh die Träne, wie sie quillt
höre, was sie spricht
Lieder hat die Lerche wohl
Tränen hat sie nicht

Ist mir doch das Herz so bang
dass ich scheiden muss
drückte noch auf Lipp und Wang
gern der Liebe Kuss
Abschied nehm ich nun von dir
denn es ruft die Pflicht
Lieder hat die Lerche wohl
Tränen hat sie nicht

Bei des Frühlings Wiederkehr
kommt die Lerch zurück
und Erinnrung bringt sie her
von vergangnem Glück
Brächte sie von dir ein Wort
mir so hold und licht
Lieder hat die Lerche wohl
Grüße hat sie nicht

Und nach langem Trennungsschmerz
kehr auch ich zurück
Sink ich an dein treues Herz
lächelt mir dein Blick
und das Lächeln gleicht der Sonn´
die durch Wolken bricht
Lieder hat die Lerche wohl
Lächeln hat sie nicht

Text: Christian August Gebauer (1819, „Herbstabschied“): Zuerst im  Frauentaschenbuch (Nürnberg 1819) abgedruckt. Das Gedicht bestand aus nur 2 Strophen zu 4 Versen.
Musik: Wilhelm Heiser (1860)
Böhme schreibt: Verfasser des Liedtextes ist unbekannt, das ist nur insofern richtig, als dass das ursprüngliche Gedicht von unbekannten Verfassern erweitert wurde.

Anmerkungen zu "Zieht im Herbst die Lerche fort"

Aus dem Roman „Die Liebe des Ulanen“ von Karl May:

„Er kam in den Wald und drang, ohne sich an die Wege zu halten, in denselben ein. In Gedanken versunken, schritt er weiter und immer weiter, bis er plötzlich überrascht stehen blieb, denn gar nicht weit von sich hörte er eine allerliebste weibliche Stimme singen:

Zieht im Herbst die Lerche fort / Singt sie leis Ade
Sag mir noch ein liebend Wort / Eh‘ ich von Dir geh!
Sieh die Träne, wie sie quillt / Höre, was sie spricht!
Lieder hat die Lerche wohl / Tränen hat sie nicht!

…..

Von der anderen Seite her sang nämlich jetzt eine kräftige männliche Stimme:

Bei des Frühlings Wiederkehr / Kommt die Lerch zurück
Und Erinnerung bringt sie her / Vom vergangnen Glück
Brächte sie von Dir ein Wort / Mir so hold, so licht!
Lieder hat die Lerche wohl / Grüße hat sie nicht!

"Zieht im Herbst die Lerche fort" in diesen Liederbüchern

u.a. in Feuerwerker-Liederbuch (1883) — Neues Liederbuch für Artilleristen (1893)– Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) — Gesellenfreud (1913) — Berg Frei (Liederbuch der Naturfreunde , 1919)