Unter allen Professionisten
Ist der Weber am schlechtesten dran
Dem wird Schuß und Zettel gewogen
Daß er nichts mehr behalten kann
´s ist nimmer, ´s ist nimmer
´s ist nimmer so, wie´s früher war
´s ist nimmer, ´s ist nimmer
´s  ist nimmer so wie sonst

Jetzt kriegt der Weber 100 Ellen
Und 20 Päckchen Wolle
Da kriegt er knapp zwei Gulden Lohn
Sind 80 Schuß am Zolle

Früher haben die Leinweber
Oft auf ein Hemd abgeschnitten
Aber seit die gescheiten Schreiber sind
Da wird das nimmer gelitten

Früher haben sie für den Kaschmir(?)
Gegeben drei Gulden Lohn
Jetzt schweifen sie 75 Ellen
Sie können es nimmer länger tun

Wenn der Weber einen Zettel braucht
Da wird ihm Angst und Bang
Wenn er 5-6 Wochen warten muß
Dann ist das noch nicht lang

Und wenn man da einen Zettel kriegt
Da wartet man noch eine schöne Weil
Da sind aber so schöne Schmeichelheinzen
Die kriegen ihren Zettel gleich

Und wenn der Weber liefrn geht
Kommt ihm die Angst schon an
Und wenn er vor dieses Haus hinkommt
Da zittert er schon grad

Der Erste übernimmt das Stückel gleich
Und fängt an, es aufzuhängen
Da sagt er gleich: „Da ist ein Nest
Und auch kein Schmitz ist dran.“

Und daß halt da kein Schmitz dran ist
Das könnt ihr gleich verstehen
Da hätte noch ein Strähnel Wolle sein müssen
Es hat sich niemand getraut zu gehen

Der zweite tut schon gar recht albern
Und hat ein tüchtiges Leben
Der sagt: Das ist ein Powelstück
Da können wir kein Lohn nicht geben.“

Und wie der Weber dieses Wort gehört hat
Das war für ihn ein Schreck
Er schlägt die Hände überm Kopf zusammen
„Ein Gulden ist schon weg.“

Da sagt dort so ein Langer:
„Du wirst deinen Lohn schon kriegen
bringst du aber noch ein solches Stückel
so wirst du gleich zur Tür rausfliegen.“

Da sind aber die faulen Kontorherren
Gehen den ganzen Tag spazieren
Vor Langeweile wissen sie nicht, was sie tun
Jetzt wollen sie die Leute dressieren.

Gestern bin ich liefern gewesen
Da kann man etwas sehen
Da bringen sie ganze Kübel voll Schmalz
Und Zistel voll Eiern her

Und wenn der Heiligabend bald kommt
Da springen die Weber herum
Da ziehen sie gleich ganze Gulden ab
Daß das Christkindel herausspringt

Betrachtet näher solch einen Webergesellen
Das ist kein Spaß
Wenn’s mit der Weberei nicht anders wird
Da wird man genug ausgemergelt

Früher mit dem Diwetkörper
Da waren einige kreuzer Lohn
Aber jetzt mit dem Boitaschöber(?)
Da will sich’s nimmer tun

Text: Verfasser unbekannt – Der Originaltext aus dem Egerland steht unten
Nach Wolfgang Steinitz , I, S. 258. Aufgezeichnet Kreis Asch, Egerland, A 174305

Das Lied wurde angeblich um 1850 schon in Liebenstein, Halbgebäu, gesungen. Die Sängerin Eva Biedermann geb. Schmirler stammt aus Halbgebäu und lernte es um 1875. Die Weise hat Anklänge an das Andreas-Hofer-Lied: “ Zu Mantua in Banden

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Unter alln Professianist’n
Is da Wewa am schlechst’n droan
Dem wird da Schuß u Zettl gwägn
Dara nix mäia bhalt’n koan
S‘ is nimma, s‘ is nimma
S‘ is nimma sua wöis fröi(h)a woa(r)
S‘ is nimma. S‘ is nimma
S‘ is nimma sua wöia sinst

Öitza kröigt da Wewa hunnat Ölla
U zwanzig Packla Woll
Dau kröigt a knapp zwöin Gul(d)n Louhn
San achtzigh Schuß am Zoll

Fröi(h)a ham doi Leinawewa
Oft af ra Hem(b) ogschni(tt)n
Owa seit döi gscheit’n Schreiwa san
Dau wird dös nimma gli(tt)n

Fröi(h)a af dean Kaschma
Hams ge(b)m drei Guld’n Louhn
Öitza schweif’n se fünfasiebzigh Ölln
Sie kinnas nimma langa taun

Wenn da Wewa a Zettl braucht
Dau wird ean angst u bang
Wenn a fünf bis sechs Woch’n woa (r )t ’n mou
Dös is‘ affa nu niat lang

U wenn ma dau an Zettl kröigt
Dau wart ma nu a schäin Weil
Dau san owa sua schäin Schmeichlhainzn
Döi kröign sein Zettl glei(ch)

U wenn da Wewa liefrn gäiht
Kinnt ihn döi Angst schon oan
U wenn a vor dös Haus hinkinnt
Dau ziddat a schon grad oan

Da äiascht nimmt s Stückl a glei(ch) über
U fängt zan Afhanga oan
Dau sagt a glei(ch): „Dau is a Niast
U a koan Schmitz is droan“

U da(ß) halt dau koan Schmitz droan is
Dös kinnts a glei(ch) vastäihn
Dau häit nu a Strenl Woll san möin
Haut se nemands traut zan Gäihn

Da zweite tout schon gaua recht alwa
U haut a tüchtigs Le(b)m
Der sagt:“Dös is a Poflstück
Dau kinn ma kain Louhn niat ge(b)m

U wöi da Wewa dös Wout haut ghöiat
Dös woa für ihn a Schreck
Er schleat die Händ üwan Kuapf zusamm
A Guldl is schon weg!

Dau sagt a sua ra Langa durt:
„Du wirst dein Louhn schon kröign
Bringst owa nu a sels Stückl
Sa wirst gle(ch) va da Tür asseflöign“

Dau san öwa döi faal’n Kontorherrn
Gänga an ganza Tagh spazier’n
Va Langwal wiis’n se niat, was se toun
Öitza wölln’n se d Lait dressier’n

Gestern bin i liefern gwest
Dau koan ma a wenig was seah
Dau bringa sie ganze Küwala Schmalz
U Zistl vul Aia hea(r )

U wenn da Haliambd bal kinnt
Dau springa döi Wewa um
Dau zöi(h)a se glei ganz Gül(d)n o
Da(ß)’s Christkindl assaspringt

Betrachts nea(r ) sua ran Wewasgselln
Dös is a wenig koan Gspaß
Wenns mit der Wewarei niat anascht wird
Dean merglts gigoanz as

Dazu: A 174010, 1937 Liebenstein, Egerland:

Froi(h)a mit dean Diwetköper
Dau warn a poar Kraiza Lauhn
Owa öitza mit deab Boitaschöber
Dau will si’s nimma toun

 

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1850 : Zeitraum: ,
Schlagwort:
Orte: ,
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Zu Mantua in Banden“ ist das populärste Lied auf der Tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer. In den Befreiungskriegen von 1809 führte er die Tiroler drei Mal siegreich zum Kampf gegen die Truppen Napoleons. Mit dem Aufstieg der Deutschnationalen in Tirol wurde er zu einer Figur des nationalen Widerstandes verklärt. Deshalb finden sich im Andreas-Hofer-Lied „Zu Mantua in Banden“  auch die Worte „ganz Deutschland lag in Schmach und Schmerz“, als der Tod Hofers besungen wird. Von den Nationalsozialisten wurde Andreas Hofer wiederum als Verteidiger des Deutschtums gegen Italien und Frankreich ins Spiel gebracht, Bozen... weiter lesen