Vor meines Herzliebchens Fenster

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Vor meines Herzliebchens Fenster

Vor meines Herzliebchens Fenster
da ist ein klarer Sprung
hätt ich daraus ein Trünkelein, ein Trünkelein
dann würde mein Herz gesund

Als sie daraus getrunken hat
da war ihr Herz gesund
so will ich mit meinem Herzliebsten
hin den Brunngarten gehn

Brunngarten ist zugeschlossen
da kommt niemand hinein
als nur die schöne Brunn-Nachtigall
die fliegt sich von oben herein

Die Nachtigall wollen wir fangen
und kürzen ihr den Flug
die Federn abschneiden
die sind ja noch lang genug

Ade, mein Allerherzliebchen
jetzt zieh ich nach Engeland
nach Engeland will ich fahren
und lassen dich, Mädchen, hier

Dann schreib ich dir ein Brieflein
dazu ein Kränzelein
das Kränzlein ist gut zum Riechen
das Brieflein recht wohl dabei

Hätt ich fünfhundert Gulden
in meiner Kisten stehn
sie täten wohl nach mir fragen,
die jetzt  vorübergehn

Hab ich der Gulden keine
so hab ich doch frischen Mut
so trag ich ein gülden Ringlein
ein Feder auf meinem Hut

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 409b „Liebes-Plauderei“)
(Sprung, schönes altdeutsches Wort für Quelle)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1840 : Zeitraum:
Schlagwort:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Ostland, Osterland, Oostland ist jedem Volke die von ihm aus östlich gelegene Gegend, also gleich Osten, Sonnenaufgang. So nannten die Niedersachsen das östlich angrenzende Land (nicht aber etwa ein besonderes Küstenland der Ostsee) das Osterland. Die Osterfürsten sind die sächsischen und meißnischen Herzöge. Ebenso verstanden die Baiern unter Osterland hauptsächlich nur Österreich, und Osterfranken bezeichnet das östliche Franken. — So ist auch in dem Volkslied: „Es liegt ein Schloß in Osterreich“ unter letzterem nur im Allgemeinen ein Ostreich, nicht der Staat Österreich zu verstehen.

An das hohe Alter dieses Volksliedes gemahnt so recht der volkstümliche Kehrreim zwischen der 3. und 4. Zeile jeder Strophe. Nach uraltem Brauch in der germanischen Volkslyrik waren solche gleichbleibende Einschiebsel, im Skandinavischen „Omquäd“ genannt, ursprunglich für den Chor bestimmt.

Das weltliche Lied fand im 15. Jahrhundert nicht nur in den Niederlanden und Schweden, sondern auch am Niederrhein geistliche Umdichtung. (Böhme, deutscher Liederhort)

Anmerkungen zu "Vor meines Herzliebchens Fenster"

in Kretzschmer, Volkslieder II, Nr. 185, vom Niederrhein. Das deutsche Lied hängt mit den vorangehenden niederländischen Liedern von der gebundenen Nachtigall zusammen, ohne dass es eine Übersetzung ist. An eignes Machwerk vom Herausgeber Z. ist nicht zu denken, da der Text ganz volkstümlich ist, bis auf 4, 2 „kürzen den Flug“. Letzteres mag Überarbeitung sein.