Verboten sind die Weihnachtskerzen

Rübezahl in Crimmitschau

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Verboten sind die Weihnachtskerzen –
Verboten ist das Weihnachtsfest –
Das Jauchzen kleiner Kinderherzen
Im Crimmitschauer Webernest
Verboten sind der Liebe Gaben –
Verboten ist der Lichter Strahl –
Nun bleibt mir armen Weberknaben
Nur eines noch – ich wag`s einmal:
Rübezahl!

Hört er`s ? – Er soll es heut erfahren,
wie tief die Not uns drückt, wie tief!
Zwar kam er nicht, als ihn vor Jahren
In Schlesien mein Bruder rief.-
Doch wenn er hört, daß auch das Schenken
Verboten ist in unserem Thal,
dann wird er sich nicht lang bedenken,
dann kommt er gleich – drum noch einmal:
RÜBEZAHL!

Kein Laut! Nur dumpf aus weiten Strecken
Rückt näher ein Gendarmenheer.
Mein Gott! Warum? – Breit ich den Schrecken
Mit meinem Elend um mich her?
Ich bin ein armer, schwacher Knabe,
die Eltern leiden Hungerqual,
versetzt ist unsere letzte Habe –
wo bleibt er nur? Zum drittenmal:
RÜBEZAHL!

So rief der arme Weberknabe:
So stand und rief er matt und bleich.
Umsonst. Nur dann und wann ein Rabe
Flog durch das rote Königreich…
Da horch! – Ein helles goldenes Klingen –
Der Knabe jauchzt und schluchzt zumal,
das Herz will aus der Brust ihm springen:
bist du’s, bist du’s Rübezahl!
RÜBEZAHL!

Ich bin’s! Ich bringe Geld! Ich läute
Die heil’gen Glocken wahrer Lieb!
Ich bin der Gott der armen Leute!
Ich weiß, wer sie ins Elend trieb!
Ich bin’s. Ich steig aus meiner Grotte.
Ich bring den Mietszins Euch! Ich zahl!
Ich bin die Dreimillionenrotte,
Der rote Riese Rübezahl!
RÜBEZAHL!

Da eilt nach Haus der Weberknabe,
und jubelt, Vater, Geld genug!
Nun holst du wieder unsere Habe
Und webst uns nicht das Leichentuch!
Nun lächelt unsere Mutter wieder
Und tischt uns auf ein reichlich Mahl.
Nun jauchzen meine kleinen Brüder:
komm, o komme, Rübezahl!
RÜBEZAHL!

Ich komm und will Euch nicht verlassen,
wenn Euch auch alles Recht verläßt!
Ihr habt durch nichts Euch reizen lassen,>
bliebt ruhig, tapfer, treu und fest!
Drum will ich Gaben Euch zu Ehren
In Deutschland häufen, Gau um Gau,
und Euch ein Weihnachtsfest bescheren,
wie nie Ihr’s saht in Crimmitschau!
CRIMMITSCHAU!

Text: Verfasser unbekannt ? unter dem Titel: „Der rote Rübezahl“ frei nach Freiligrath
erstmals in: Vorwärts , 23.12.1903
Nach: Westfalen-Lippe / Westfälisches Industriemuseum

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