O Magdeburg halt dich feste

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O Magdeburg halt dich feste

O Magdeburg halt dich feste
du wohl gebautes Haus
Dir kommen fremde Gäste
die wolln dich treiben aus

Von Mönchen und von Pfaffen
Sammt aller Nonnenknecht
Hilf Christ, daß wir solch Affen
Empfangen mögen recht

Gotts Wort sie wollen dämpfen,
Ihr Lügen richten an
Darwider wolln wir kämpfen
So lang wirs Leben ha

Zu Magdeburg auf der Brücken
Da bellen zwei Hündelein
Dafür sich müssen bücken
Alle die da wölln hinein.

Der Keller in dem Schlosse
Der liegt voll starkem Wein,
So den begehrn zu kosten
Die müssen Kriegsleut sein

O Juda, der du schändlich
Verfolgest Gottes Sohn
Glaub mir, versieh dich gänzlich
Dein Strick der spinnt sich schon

Zu Magdeburg auf dem Markte
Da sein der Landsknecht viel
Die mischen frische Karten
Die Seestädt sehen zum Spiel

Hierbei steht an eim Platze
Ein großer eisern Mann
Desselb nimmt Acht der Hatze
Und sieht kein Spanier an.

Dem Kaiser wöllen wir geben
Jetzt und zu aller Frist
Was ihm gebühret eben
Und nit was Gottes ist

Zu Magdeburg auf der Mauren
Da liegt ein guts Geschütz
Bringt manchem Herzen Trauren
Daß man sie noch nit nützt.

Auch liegen an der Zinnen
Zwei scharfe Ritterschwert
Könnten diese die Mönch gewinnen
Wär mancher Kappen Wert

Müssen wir darüber sterben
Lob, Ehr und Preis sei Gott
Der uns dann heißt ererben
Das ewig Leben dort.

Zu Magdeburg auf dem Throne
Sitzen drei Jungfraun fein
Die machen alle Morgen
Drei Rautenkränzelein

Das ein soll Herzog Hansen
Dem Fürsten hochgeborn
Graf Albrechten von Mansfeld
Das andre ist erkorn.

Das dritt das ist versprochen
Eim Held noch unbekannt
Der läßt nichts ungerochen
Wagt druff sein Leut und Land

Hilf Gott, daß ihms gelinge
Durch Christum deinen Sohn
Daß ihn die Feind nicht zwingen
Die Wider dein Wort tun!

Dies Liedlein hat gesungen
Ein Landsknecht frisch und frei
Stund, do viel Kronen klungen
Daß Gott stets bei uns sei

Text: Verfasser unbekannt
Musik: Auf die Melodie von „Es wollt ein Jäger jagen“ (Nach Forster II, 1540, Nr. 17)
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 293 „Belagerung von Magdeburg“)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1551 : Zeitraum:
Orte:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: In dieser Variante von „Es wollt ein Jäger jagen“ findet der Jäger im Wald drei junge Frauen, entführt die jüngste mit Gewalt und bringt sie auf das Schloß zu seinem Herrn, der die junge Frau missbraucht und schwängert. Die Geschichte steht in einer Heidelberger Handschrift von 1516. Es gibt eine konkrete Ortsangabe, ein Schloß im Allgäu, das zehn Jahre nach der Niederschrift von aufständigen Bauern in den Bauernkriegen zerstört wird. Weitere zehn Jahre später wird das Lied christlich umgewandelt. Die junge Frau ist jetzt Maria und der Herr ist Gott. Maria... weiter lesen

Anmerkungen zu "O Magdeburg halt dich feste"

Dieses Lied ist in vier Drucken und einer Handschrift mit vielfacher Abweichung vorhanden:

  • a) Fl. Bl. „Zwey schöne Lieder, das Erste der Christlichen Stadt Magdeburgs zu ehren gestellt, durch P. S. Im thon: Es wolt eyn Jegn jagen,“ 1551. Abdr. hier und im Wdh. II, 101 (neue Ausgabe, durch Erk). —
  • b) In der alten Ausgabe II, 103 ein abweichendes anderes fl. Bl, Daher Wolff. hist. VL. 735
  • c) Venusgärtlein, Hamb. 1659, S. 55. Umarbeitung und länger. Daher Wdh. 4, 240 (Erk). —
  • d) Niederdeutsches Liederbuch um I600: „Och Meidcnborch. holt di veste!“ Abdr. Uhl. 202B. und Lil. 590A —
  • e) Ganz ähnliches Lied, mit dem Anfange: „Magdenburg ist ein schöne Stadt . ein hochgebautes Haus , kommen viel fremde Gäste, die wollen uns treiben aus“. Heidclb. Hschr. Nr. 100, Bl. 124. Abdr. Soltau Nr. 63. Uhl. 202A. Liliencron 590B.

Die angezeigte Melodie „Es wolt ein jeger jagen“ geben wir nach Forster II, 1540, Nr. 17, hier im Rhythmus vereinfacht.