Mädchen, wenn du freien willst
So schicke dich dazu
So nimm dir einen Schuster
Der macht dir schöne Schuh
Hab’ gehört die Schusterweiber
Müssen Leder schneiden.
Viel lieber will ich ein Kaufmann nehmen
Da geh ich in Samt und Seide
Hab gehört, die Kaufmannsweiber
Müssen Wagen schmieren
Viel lieber will ich einen Soldaten nehmen
Da geh ich mit marschieren
Hab gehört, Soldatenweiber
Müssen Brot weit holen
Viel lieber will ich einen Bäcker nehmen
Der bäckt mir´s bei Kohlen
Hab’ gehört, die Bäckerweiber
Müssen Butter schmelzen
Viel lieber will ich einen Fleischer nehmen
Der tut mir die Wurst mit sälzen
Hab gehört, die Fleischerweiber
Müssen Blut auffangen
Viel lieber will ich einen Fischer nehmen
Da geh ich mit und angele
Hab gehört, die Fischerweiber
friert es an die Hände
Viel lieber will ich einen Gastwirt nehmen
Da schreib ich´s an die Wände
Hab gehört, die Gastwirtsweiber
Müssen Bier auffüllen
Viel lieber will ich eine Jungfer bleiben
Da hab ich meinen Willen
Hab gehört, die Jungfersleute
werden leicht zu Huren
Viel lieber will ich mir einen Alten nehmen
der läßt mich ungeschoren
Text und Musik: Verfasser unbekannt – aus Süddeutschland .
als „Das faule Mädchen“ in Erotische Volkslieder aus Deutschland (1910)
ähnlich als „Bedenken in der Bräutigams-Wahl“ in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 841, aus Thüringen und Sachsen)
Anmerkungen zu "Mädchen wenn du freien willst"
Im Liederhort (1893):
Mädchen, willst du freien, so schicke dich dazu!
So nimm dir einen Schuster, der macht dir knappe Schuh!
Doch die Schusterweiber müssen Leder schneiden.
Lieber will ich ein’n Pastor nehmen. Trag ich Samt und Seiden.
Doch die Pastorweiber dürfen sich nicht putzen:
Lieber will ich ein’n Amtmann nehmen, fahr ich in der Kutschen.
Doch die Amtmannsweiber Müssen Butter waschen:
Lieber will ich ein’n Fuhrmann nehmen, trag ichs Geld in Taschen.
Doch die Fuhrmannsweiber müssen Wage schmieren
Lieber will ich ein’n Soldaten nehmen. Kann ich brav marschieren.
Doch die Soldatenweiber müssens Brot weit holen;
Lieber will ich ein’n Bäcker nehmen, Hab ich Brot im Ofen.
Doch die Bäckerweiber müssen Butter schmelzen:
Lieber will ich ein’n Schlächter nehmen. Ist mir Wurst nicht selten.
Doch die Schlächterweiber müssen Blut auffangen
Lieber will ich ein’n Gastwirth nehmen. Klapp ich mit der Kanne.
Doch die Gastwirtsweiber Müssen Bier auffüllen:
Lieber will ich ein Mädchen bleiben. Hab ich meinen Willen.
Mündlich aus Thüringen und Sachsen. Beinahe gleich aus Halle bei Erl I, 2, 64
Vergleiche auch:
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- Schneider den mag ich net Schneider, den mag ich net schneid't mir viel zu. Lieber will ich mir e Schuster nemme macht mer e Paar Schuh Schuster, den mag ich net…
- Ich hab gehört du willst mein Sohn haben (1926, Lothringen) Ich hab gehört du willst mein Sohn haben spricht die alte Schwieger Ja ich will ihn han ja ich muss ihn han spricht das Mädchen…
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