Liederlexikon: Lorelei

| 1895

Die Lorelei (bzw. Loreley) ist eine alte Sage vom Rhein, die als Volkslied besonders bekannt wurde durch das 1823 entstandene Gedicht von Heinrich Heine und der Melodie von Friedrich Silcher von 1838:

Die Sage von der Lorelei, richtiger Lurelei, ist ein Gegenstück zur griechischen Fabel von der Echo, d.i. einer Nymphe, die aus unglücklicher Liebe zum schönen Jüngling Narcissus verschmachtete und bis auf die Stimme dahinschwand. Der Lurelei, an welchen die deutsche Sage sich knüpft, ist ein Felsen, der sich mitten unter den sieben Jungfrauen (granitenen Felsblöcken) im Rheine bei Oberwesel 132 m hoch erhebt, wo in finsterer Gebirgsschlucht der Rhein sich krümmt.

„Sein dreifacher Wiederhall soll die Stimme eines Weibes sein, welche durch ihre außerdordentliche Schönheit alle Männer bezauberte, nur den nicht, den sie selbst liebte. Aus Verzweiflung wählte sie ein Kloster. Drei ihrer getreuen Anbieter folgten ihr dahin. Als sie die Höhe des Felsen erreicht hatte, sah sie drunten auf dem Rhein den Geliebten ihres Herzens von dannen fahren. Besinnungslos stürzte sie, wie eine zweite Sapho, ihm nach in den Rhein, und ihre Anbeter ahmten das Beispiel ihrer Gebieterin nach und stürzten sich ebenfalsl von dem vorderen Felsen, daher dieser nach bis an den heutigen Tag der ´Dreiritterstein` genannt wird“ (So erzählt Gräter, Iduma und Hermothe, 1813, S.91)

Die Sage von der Zauberin, die auf diesem schroffen Felsen wohnte und durch süße Gesänge die Vorüberfahrenden anlockt, bis sie selbst von Liebe bezwungen in den Strom sich stürzte, ist keine alte Volkssage, sondern erst von Brentano erfunden und durch die Dichtung von Heinrich Heine allgemein bekannt geworden.

Das Echo in dem bezeichneten Bergkessel ist nicht so bedeutend als sein Ruf. Auf dem Dampschiffe hört man natürlich nichts; nur wenn Böller abgeschossen werden, wird etwas vernommen, und Fußwanderer werden spät abends oder Morgens nicht vergeblich es versuchen, dies mehrfache Echo zu erwecken.

Was bedeutet der Name Lurelei? Lei bezeichnet in dem ganzen Rheinlande so viel als Fels, Schieferfelsen. Lure kommt wohl von Luren=Lauern her, also Lauerfelsen würde das Ganze bedeuten. Dies ist die allgemein verbreitete Annahme. Eine andere sprachliche Ableitung hat R. Reuleaux (in der Nationalztg. 1891) versucht; nach ihm soll es ein altes Zeitwort kluren, hluren (=lautsein, schallen, hallen) gegeben haben, und Lurelei würde hallender, tönender Felsen heißen.

Im frühesten Mittelalter war der Glauben verbreitet, daß in der Nähe des Lurlei im Rhein der Nibelungen-Schatz verborgen niedergelegt sei. Der Marner , ein Dichter des 13. Jahrhunderts berichtet: Der Nibelunge horte lit in den Lurlenberge in bi (mehr darüber Uhland , Schriften , I, 126)

nach BöhmeVolkstümliche Lieder der Deutschen “ – 1895