Hört ihr braven Crimmitschauer
Simserim juchheirassa
Fabrikanten sind in Trauer
Simserim sim sim sim sim
Weil das böse Arbeitsvolk
Tätärä tätätä
den Zehnstundentag gewollt
Tätärä tätätä
auch noch höhere Löhne
Wau wau wau wau wau
auch noch höhere Löhne
Schnedderengteng Schnedderengteng
Schnedderengteng derengtengteng

Als Antwort gab´s in Massen
Kündgungsscheine zum Entlassen
Aus den Buden mußte raus
alt und jung, o welch ein Graus
alles soll nun hungern

Daß wir aber nicht verzagen
und bei uns nicht knurrt der Magen
dafür sorget, wie bekannt
immer der Textilverband
durch die Unterstützung

Hört ihr lieben Streikgenossen
Fabrikanten sind verdrossen
wenn ihr vor der Bude steht
auf und ab als Posten geht
schicken sie Gendarme

Solche Posten man notieret
Viele auch gleich abgeführet
Da heißt es: ins Loch hinein
dort gibt´s weder Bier noch Wein
Nur schwarz Brot und Wasser

Deshalb darf man sein nicht böse
wenn gemessen wird die Größe
und man wird noch obendrein
untersucht, ob man ist rein
oder hat Trichinen

Brüder, wir verharrn im Streite
Simserim …
Denn das Ziel ist nicht mehr weite
Simserim …
Hoch leb der Zehnstundentag
Tätärä …
Länger man nicht schinden mag
Tätärä .
Glücklich woll´n wir leben

Text : Verfasser unbekannt –  Flugblatt  zusammen mit „In Sachsen liegt ein Städtchen“  Überschrift: „Streik-Lied 1903.
Melodie:  Auf dem Flugblatt als Melodie  angegeben „Wie lang sind die Bande„, was wiederum nach der Melodie von „Als die Römer frech geworden“ gesungen wurde. Dieses Crimmitschauer Streiklied  von 1887 war für die Arbeiter bekannter als  „Als die Römer frech geworden“  (Dazu mehrere Melodien) bzw. Bürgermeister Tschech (bei Steinitz 1962)

„Wie lang sind die Bande“ ist  ein Lied von dem Crimmitschauer Weberstreik 1887 (1883?), das auch noch nach 1887 oft gesungen wurde, bei dem Streik von 1903 wieder auflebte und obigem Streiklied sowohl im Text der ersten drei Verse wie in der Melodie als Vorbild diente. (Frühester nachweisbarer Abdruck: Süddeutscher Postillon München , 15. 5.1887). Die Melodieangabe nach dem Lied
Band: Längenmaß für Webstücke, das von den Fabrikanten willkürlich verlängert wurde, ohne den Lohn dafür zu erhöhen.

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Als die Römer frech geworden“ ist ein satirischer Liedtext von Victor von Scheffel, den er 1847 aus Spott über den damaligen Hermannskult verfasste. Das Lied von den frechen Römern wurde ursprünglich auf ein älteres Lied gesungen: “Als die Hussiten zogen vor Naumburg”. Erst seit etwa 1900 wurde das Lied nach der Melodie des lange Zeit verbotenen Liedes vom Bürgermeister Tschech und dem Attentat auf das preußische Königspaar populär, das wiederum auf “Kriegers Lust , Fest – Marsch” , von Josef Gungl (1810 – 1899), gesungen wurde. Diese Melodie war so beliebt, dass zahlreiche neue Texte darauf gedichtet wurden.