Höret wie die Wachtel in Freuden dort schlägt

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Höret wie die Wachtel in Freuden dort schlägt

Höret wie die Wachtel in Freuden dort schlägt
Walte Gott, walte Gott
Gib nur keinen Schauer, sie sagt
Flieget von einem zum andern grünen Feld
und uns den Wachstum der Früchte vermeldt
und uns beim Sonnenschein gar freundlich vermahnt
Danket Gott, danket Gott
für die schönen Früchte der Flur

Morgens sie ruft, eh der Tag noch anbricht
Guten Tag Guten Tag
Wartet der Sonnen ihr Licht
Ist sie aufgangen, so jauchzt sie vor Freud
Schüttert die Federn und trocknet den Leib
Wendet die Augen dem Himmel hinzu
Dank sei Gott, Dank sei Gott
Der du mir geben die Ruh

Blinket der fühlende Tau auf der Heid
Werd ich naß, werd ich naß
Zitternd sie balde ausschreit
Flieget der Sonne entgegen und bitt
Dass sie ihr teile die Wärme auch mit
Laufet zum Sande und scharret sich ein
Hartes Bett, Hartes Bett
Sagt sie und legt sich darein

Kommt nun der Waidmann mit Hund und mit Blei
Fürcht mich nicht, Fürcht mich nicht
Liegend ich beide nicht scheu
Steht nur der Weizen und grünet das Laub
Ich meinen Feinden nicht werde zu Raub
Aber die Schnitter, die machen mich arm
Wehe mir, Wehe mir
Dass sich der Himmel erbarm

Kommen die Schnitter, so ruft sie ganz keck
Tritt mich nicht, Tritt mich nicht
Liegend zur Erde gestreckt
Flieht von geschnittenen Feldern hindann (= hinweg)
Weil sie sich nirgends verbergen mehr kann
Klaget: Ich finde kein Körnlein darin
ist mir leid, ist mir leid
Flieht zu den Saaten dahin

Ist nun das Schneiden der Früchte vorbei
harte Zeit, harte Zeit
Schon kommt der Winter herbei
Hebt sich vom Lande, zu wandern nun fort
Hin zu dem andern, weit fröhlichern Ort
Wünschet indessen dem Lande noch an
B’hüt dich Gott, B’hüt dich Gott
Flieget in Frieden bergan

Text und Musik: Verfasser unbekannt (um 1770)
in Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)

Anmerkungen zu "Höret wie die Wachtel in Freuden dort schlägt"

Melodie und untergelegte Strophe nach dem Gesange eines Harfners aus Franken mitgeteilt in: „Büschings Wöchentliche Nachrichten (I S.3, Breslau 1816) Die Fortsetzung des Textes dort ist mehr moralisierend als der hier stehende von 6 Strophen. Dieser vollständige Tert hier steht nach einem fliegenden Blatt im Wunderhorn (I alte Ausgabe 1806 S. 257). Goethe bemerkt dazu: „Als Ton nachahmend, Zustand darstellend, bestimmtes Gefühl aufrufend, unschätzbar.“ Das fliegende Blatt, davon der Wunderhorntext entnommen, ist nach Erks Meinung wahrscheinlich um 1780-90 in Wien gedruckt. „Sechs weltliche Schöne neue Lieder“, das 1., gedruckt in diesem Jahr.

Es hat einige, meist schlechte Varianten, die wahrscheinlich im Wunderhorn verbessert sind (s. dieselben in Birlingers Ausgabe vom Wunderhorn I, S. 549 Aus einer Handschr von 1770 in Armins Nachlaß bringt Birlinger II 232 noch ein ähnliches, mehr gelehrtes Lied „Höre die Wachtel im Getreide dort schlagen Walte Gott 2c Von besagten Varianten hab ich eine zur vorlegten Zeile benußt B’hüt statt hüt dich Gott. (Böhme, in Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895)