Hascha! Ihr Nachbauern und Bauern

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1) Hascha! ihr Nachbauern und Bauern
Seid lustig und lasst euch nichts dauern!
Ich will euch etwas Neues sagn
Was sich hat neulich zugetragn
Wohl zwischen der Kirchen und Mauern
Ich samt mit mein Knechten
Habn ersten vornächten
Die ganze Nacht gesoffen
Bei unsern Nachbauern;
Da kommen viel Lauern,
Die Landsknecht hergeloffen,
Die haben wir so klein zerschlagen,
Dass man ´s todter hat von uns tragen.
Weisst, was ich jetzt thue hoffen?

(…)

11). Hascha! den Grafen nemts g’fangen!
Gar schön wölln wir mit ihm prangen
Zu lauter Riem wölln wir ihn schneiden
Damit er nur Pein g’nueg muess leiden
Wir sein ihm lang nachgangen
Merkt all auf ihn eben!
So er bleibt im Leben
Er thät ’s uns wohl nicht schenken
Sollt er Oberhand nemmen
Und uns bekemmen
Er liess uns alle henken
Drum seid keck! thuet nit verzagen!
Die Meisten sein schon all erschlagen;
Die Ändern werden an uns denken.

12) Hascha! seht wie All entlaufen!
Was nit ist erschlagn, ist ersoffen
Jetzt wollen wir ’s ganz Land ausziehen
Unsre eigne Herrn müssen fliehen;
Lassen uns Tür und Tor offen
Gar bald wird man sagen:
Die Baurn habn geschlagen
Aus dem Land die Soldaten
Thun Alles bekriegen;
Sie lassen von’n Pflügen
Fragen nichts nach den Crabaten
Das ganze Land muss sich bekehren
Weil wir Bauern jetzt werden Herren
Können wohl sitzen im Schatten.

(…)

38.) Hascha! dort kommt der unsinnig
Von Pappenheim g’ritten ganz grimmig,
Reit‘ über alle Zäun und Gräben,
Dass ihm gleich die Haar aufstäben,
Stellt sich, als war er winnig.
Kein Prügel, kein Stecken
Will gegen ihm Hecken
Noch unsere Kolben spitzig,
Kein Büchsen, kein Degen,
Auch gar der Wundsegen.
Er ist uns viel zu witzig.
Seht, wie er dreingeht hitzig!

(…)

47) Hascha! wie lang thät es währen!
Dass wir Bauern g’wesen sein Herren!
Hätten wir uns doch recht aufgesegnet!
So war uns Dies nit begegnet
Auch nit gewiss von den Beren
Wir haben’s mit Schaden
Dies auf uns geladen
Mit Fried kunnten wir nit schlafen
Wir wollten Mehr wisse
Als alle Papisten
Und auch als alle Pfaffen,
Wollten uns selbst die Schrift auslegen;
Können doch nichts als ackern und eggen
Gott thut uns billig strafen.

Text von 1626

Dieses Gedicht, von eigentlich 47 vierzehnzeiligen Strophen mit dem ständigen Strophenanfang Hascha! gibt in seinem ersten Teil scheinbar eine bauernfreundliche Darstellung des Kampfes, um dann um so besser seinen geifernden Hohn auf die niedergeschlagenen Bauern schütten zu können. (Steinitz I, S. 38f)

In „Das Bayernland 5, 1894, S. 143 {= DVA B 37891) steht laut Steinitz irrtümlicherweise die obige Strophe 38) über Pappenheim als Lied der rebellischen Bauern Oberösterreichs nach ihrer Niederwerfung 1626; dabei handele es sich um einen Text, „der in Wortlaut und Schreibweise bis auf geringfügige Abweichungen mit der hier oben angeführten Str. 38 übereinstimmt und wahrscheinlich aus Hartmann entnommen und etwas überarbeitet worden ist.“

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Liederzeit: vor 1626 : Zeitraum:
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