Es wollt sich ein Bauer spazieren gehn (Der diebische Müller)

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Es wollt sich ein Bauer spazieren gehn
Sein Herzallerliebste wollt mit ihm gehn
Ganz freundlich tut er ihr winken:
„Komm herein, komm herein. Herzliebeste mein
Den kühlen Wein wollen wir trinken.“

Der kühle Wein ist gar so gut
Gott weiß, wer ihn bezahlen tut!
„Es wird ihn schon einer bezahlen!“
Und der das Korn in die Mühl hineinträgt
Der hätte so gerne gemahlen

Es faßt sich ein Bauer drei Malter Korn
Er tragt es demselbigen Müller
Der Müller fing an zu mahlen
Und wie es der Müller gemoltert hat
Da waren es kaum drei Sester

Und wie der Bauer die Mühl hineinkam:
„Ach Gott, wie ist mein Sack so schmal
Du hast mir das halbe gestohlen!“
„Ach nein, ach nein, du lausiger Bauer
So fein hab ich dir es gemahlen.“

Der Bauer, der holt den Sack am Zipfel
Er wirft ihn auf seinige Schulter
Der Müller fing an zu lachen:
„Reit hin, reit her, du lausiger Bauer
Das Mehl hast du gut backen!“

Und wie der Bauer auf die Heide ist komm‘,
Sein Herzallerliebste ihm entgegenkam:
,Du hast die Kleien vergessen!‘
„Ach nein, ach nein, Herzliebste mein,
Die Müllerschwein haben’s gefressen.“

Kein schönere Schwein als Müllerschwein,
Kein schönere im ganzen Lande sein
Sie fressen des armen Manns Kleien
Sie fressen des armen Manns Kleien
Die Spitzen, die lassen sie leien (liegen)

Kein schönere Töchter als Müllerstöchter,
Keine schönere im ganzen Lande sein
Sie essen die Knepple sechssesterweis
Sie essen die Knepple sechssesterweis
Von anderer Leut ihrem Mehle

Der Müller, der hat eine schwarze Katz
Und die hat dem Bauer den Sack aufgekratzt
Heraus ist alles geronnen
Und wenn der Müller die Katz behält
So verliert er alle seine Kunden.

Text und Melodie: anonym – in: Verklingende Weisen I – Volkslieder aus Lothringen
„Vorgesungen von Christoph Haffner (1861—1926) – Mel. aufgenommen 1923
u.a. in :  Steinitz I ; S. 46f – siehe auch Der diebische Müller

 

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Liederzeit: vor 1871 : Zeitraum:
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