"Einen König weiß ich (Ludwigslied)" zum Anhören, als Download, als Buch oder als CD bei Amazon
Einen König weiß ich heißet er Ludwig der gerne Gott dienet ich weiß, er ihm’s lohnet.
Kind ward er vaterlos dess ward ihm bald Buß (Ersatz) führte ihn der Herr Erzieher ward er sein.
Gab er ihm Tüchtigkeit herrliche Degcnschaft, Stuhl hier bei den Franken so brauche er es lang
Das teilte er dann bald mit Karlemann dem Bruder seinem die Zahl der Wonnen.
Wie das ward all geendigt prüfen wollt Gott ibn: ob er Mühseligkeiten so jung erdulden möchte
Ließ er heidnische Männer über See gleiten, das Volk der Franken mahnen der Sünden
Einige bald verlorene wurden teils erkorene Harmbescherung (Schmach) erduldete der ehe (früher) mißlebte (schlecht lebte)
Der, der dann ein Dieb war und der davon genas, nahm seine Fasten seitdem ward ein guter Mann.
Mancher war ein Lügner mancher ein Schacher (Räuber) mancher voll Zuchtlosigkeit und er büßte (reinigte) sich davon
Der König war entfernt Das Reich ganz geirrt, es war erzürnt Christus leider dass entgalt es
Doch erbarmete es Gott wusste er alle die Not hieß er Ludwigen dahin bald reiten:
Ludwig, König mein hilf meinen Leuten! es haben sie Normannen gar hart bedrängt
Da sprach Ludwig Herr, so tu ich Tod, nicht entreiße mir es (mache es mir nicht unmöglich) Alles, was du gebietest!“
Da nahm er Gottes Urlaub Hub er die Kriegesfahne auf, ritt er dahin zu den Franken entgegen den Normannen,
Gott dankten die seiner warteten sprachen alle: Herr mein so lange warten wir dein
Dann sprach laute Ludewig der gute: Tröstet euch, Gesellen, meine Notgefährten!
Hieher sandte mich Gott auch mir selbst gebot, ob euch ratsam däuchte dass ich hier kämpfte, mich selbst nicht schonte bis ich euch errettete.
Nun will ich dass mir folgen alle Gottes Helden (Getreuen) Beschert ist das Hiersein (Leben) so lang als Christ will; will er unsere Hinfahrt dess hat er Gewalt.
Wer also hier in Kraft tut Gottes Willen. Kommt er gesund aus ich lohn es ihm Bleibt er darin seinem Geschlechte (will ichs dann lohnen)
Da nahm er Schild und Speer gewaltiglich ritt er, wollt‘ er irgendwo auskundschaften seine Widersacher.
Da war es nicht sehr lang fand er die Normannen, „Gott Lob!“ sagt er er sieht was er begehrte.
Der König ritt kühn sang ein Lied heilig und alle zusammen sungen: „Kyrie eleison!“
Sang war gesungen Kampf war begunnen Blut schien in den Wangen spielend kämpften die Franken.
Da focht der Helden jeglicher keiner so wie Ludewig, schnell und kühn das war ihm angestammt.
Manchen durchschlug er manchen durchstach er. Er schenkte zu Händen seinen Feinden bitteres Leides, so weh ihnen hier des Leibes.
Gelobet sei die Gottes Kraft Ludewig ward sieghaft auch allen Heil’gen Dank sein ward der Siegestampf
Wohlan aber, Ludwig König sei (eben so) selig (glücklich) als kampfgerüstet er hier war, wo dessen Noth war Erhalte ihn der Herr bei seiner Ehr und Herrlichkeit!
Text und Musik: Verfasser unbekannt Übersetzung des Ludwig-Liedes (W. Pütz, altdeutsches Lesebuch). Das Ludwigslied (Ritmus teutonicus de piae memoriae Hluduico Rege filio Hluduici aque regis nach der Überschrift des Originals) ist das älteste historische Lied in deutscher Sprache, zu Ende des 9. Jahrhunderts verfasst. Das Lied besingt den Sieg des ostfränkischen Königs Ludwig III. über die Normannen bei Soucourt 881.
Anmerkungen zu "Einen König weiß ich (Ludwigslied)"
Der Verfasser des Ludwigsliedes ist wahrscheinlich ein ostfränkischer Mönch, Man vermutet, dass der im Kloster Amand damals lebende im Jahre 930 als neunzigjährig verstorbene, gelehrte und musikalische Huchald es verfaßt oder wenigstens niedergeschrieben haben könnte. Zufolge der Überschrift ist das Lied nach dem Tode des Königs Ludwig aufgezeichnet; aber nach Str. 1, 3 und 27 ist es noch bei seinen Lebzeiten, also gewiss bald nach der Schlacht abgefasst worden.
Welcher Ludwig war der Held des Gedichtes? Darüber waren die Ansichten geteilt (s. Soltau, hist. VL.. Nr. 1). Müllenhoff (Denkm., S. 285) hat festgestellt: dass Ludwig III gemeint ist. Ludwig II (der Stammler, ein Sohn Ludwig des Deutschen) war geb, 843 und vermählte sich 862 mit Ansgard, einer Tochter des Grafen Harduin. Von den 3 Kindern dieser Ehe (Ludwig, Karlmann und Hildegard) ist der um 863— 865 geborene Ludwig III der besungene Held. Nach dem Tode seines Vaters (879) wurden die beiden Söhne zu Königen gekrönt und teilten das Reich. Ludwig III war also beim Tod des Vaters erst 14— 15 Jahr alt; damit stimmt Vers 3 des Liedes „Kind ward er vaterlos“. Der jugendliche Held starb schon am 5. Aug, 882, nicht aber unmittelbar nach der Schlacht. Den Tag der Schlacht mit den Normannen, in der es 8—9000 Gefangene gab, verlegen die Annalen auf den 3. Aug. 881. —
Ob das Ludwigslied wirklich gesungen worden ist? Darüber kann kaum ein Zweifel obwalten, weil die Bezeichnung Ritmus, noch mehr aber die vorangehende Übcrschrift Cantica und gar Cithara (Harfe) auf musikalischen Vortrag hinweisen. Doch dürfte es nur von Klosterbrüdern in Klosterschulen gesungen worden sein: öffentlicher Volksgesang war es keineswegs, innere Wahrscheinlichkeit spricht gegen solche Annahme. Zwar wird im Liede selbst (Str. 22) die alte Vortragsart erwähnt: einer (hier der König) sang vor, das Volk sang darauf den Kehrreim, hier als Kriegsgebet den altkirchlichen Ruf „Kyrie eleison“. Diese Vortragsart bezieht sich aber nicht auf das Ludwigslied.
Das Gedicht läßt sich ohne Zwang in Strophen von je zwei Langzeilen abteilen, nur am Ende mischen sich einige dreizeilige Strophen darunter, weshalb einige Germanisten es nicht als Lied gelten lassen wollen, sondern es als Leich bezeichnen. Zum Absingen waren durchaus nicht zwei verschiedene Melodien, wie man der untermischten längern Strophen halber angenommen: wenn man, was im Volksgesange oft geschieht, die Musik einer Langzeile wiederholte, so war eine einzige Singweise ausreichend. Die Strophenform ist keine andere als die von Otfried in Anwendung gebrachte von 2 Langzeilen oder 4 Halbzeilen. Auf jede Halbzeile, die mit der folgenden durch Endreim verbunden ist. kommen 4 Hebungen. Setzen wir für die Hebung eine Halbe Note, für die Senkung Viertel und da wo die Senkung fehlt an die vorangehende Note einen Punkt, so wird der Rhythmus einer Melodie zum Ludwigsliede und überhaupt für die Otfriedstrophe so aussehen wie ich hier an den zwei ersten Strophen darstelle:
"Einen König weiß ich (Ludwigslied)" in diesen Liederbüchern
Das Ludwigslied (Ritmus teutonicus de piae memoriae Hluduico Rege filio Hluduici aque regis nach der Überschrift des Originals) ist das älteste historische Lied in deutscher Sprache, zu Ende des 9. Jahrhunderts verfasst. Es besingt den Sieg des ostfränkischen Königs Ludwig III. über die Normannen bei Soucourt 881. Von diesem Siegesliede kannte man bis 1835 bloß einen entstellten Text: eine von Mabillon besorgte Abschrift von einer Handschrift zu St. Amand (Kloster bei Tournay in Flandern). Sie wurde als Einzeldruck von Johann Schilter herausgegeben: EILI NIKION Ritmo teutonico Ludvico Regi acclamatum Argebtor 1696 4°
Wiederholt in Schillers Thesaurus. Ulm 1726, II. Bd. Auch von Mabillon veröffentlicht in Annal. Ord. S. Bened. III I.utet. Paris 1704, p. 684. Dieser nichteächte Text wurde in die Sprache des 9. Jahrhunderts zurückübersetzt von Docen „Lied eines fränkischen Dichters auf den Tod König Ludwig III.‘ München 1813. Weitere Versuche einer Wiederherstellung machten Lachmann in Specimina linguae Franciae Lerol. 1825 S. 15, Hoffmann 1820 in den Fundgruben I, 4 und W. Wackern. 1838 u. A. Nach dieser vererbten Lesart erschien das vielfach gedruckte Lied bei v. Soltau, histor. Volksl.. Nr. 1, Wolff S. 592, u. A. — Die freie Übersetzung von Herder (Volksl. II 323) die in vielen Schulbüchern steht kann nicht mehr genügen, da sie zuviel Falsches enthält. —
Die seit 1693 verloren geglaubte Handschrift des 10. Jahrh. ist aber glücklicher Weise noch vorhanden: Hoffmann v. F. fand sie 1837 in der öffentlichen Bibliothek zu Valenciennes; sie stammt aus der ehemaligen Abtei Elno (= St. Amand) und ist bezeichnet B 5. 15. Sie enthält in acht Büchern die Briefe Gregors von Nazyanz: von zweiter Hand geschrieben folgt auf S. 141a: Cantica virginis Eulaliae. Concino suävissima cithara. Seite 141b stehen 15 Zeilen von dritter Hand Buona pulcella fut Eulalia. Darauf folgt bis S. 143 unser Ludwigslied in 59 Langzeilen, ohne Strophenteilung mit der oben gemeldeten griechischen Unterschrift.
Dieses Original, wahrscheinlich aber nicht die erste Niederschrift, ist nebst dem daselbst stehenden Liede auf die heil. Eulalia herausgegeben in dem Buche: Elonensia Monuments des langues romane et tudesquw dans le XI siecle, publies par Hoffmann von Fallersleben, avec une tradition et des remacques par J. W. Willems. Gand. 1837. Mit Facsimile der ersten Zeilen. 2. Auflage. — Danach folgten die kritischen Ausgaben von Müllenhoff, Denkm. 285, O. Schade, altd. Lesebuch 1862. S. 55. W. Braune, altd. Leseb. 1875, S. 143 und von Andern. Ich gebe den Urtext nach der Redaktion von Dr. O. Schade, die Übersetzung. nach dem altd, Leseb. von W. Pütz. (Böhme im Liederhort II
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