Ein Kaufmann, der sich Schulze nennt (Schöne Seelen)

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Ein Kaufmann, der sich Schulze nennt
lebt in Berlin noch heut
ein jedes Kind den Mann wohl kennt
als fleißig und gescheut.
Um sechs sitzt er am Arbeitstisch
denn sein Geschäft ist groß
und arbeit´t munter dann und frisch
den Tag drauf los

Um sieb´n Uhr schließt er sein Comptoir
spitzt seine Feder aus
dann holt er Hut und Stock hervor
und steigt ins Kaffeehaus
Dort trinkt er dann, es ist bekannt
sein 10 – 12 Glas Grog
und kehrt dann heim im größten Brand
wenn zwölf Uhr schlägt die Glock

Einst wollt er auch nach Hause gehn
es regnete gar sehr
man konnt keine Hand vor Augen sehn
die Straß´ glich einem Meer
Als er nun kam ans Trottoir
der Friedrichstraßen Eck
da fiel Herr Schulz, so lang er war
in tiefen, tiefen Dreck

Den selbgen Abend hatte auch
gesoffen ohne End
nach gutem alten Burschenbrauch
ein Hallischer Student
Als der nun so nach Hause schwebt
und kommt an jene Eck
zum Unglück Schulz ein Bein erhebt
plumps liegt auch der im Dreck

„Wer Donnerwetter, ist denn hier
an wen bin ich gerennt?
Ich glaub, es liegt wer neben mir!“
ruft fluchend der Student
Herr Schulze, ein erfahrner Mann
ruft: „Sein Sie doch mal still
wat jeht, mein Herr, denn Sie dat an
wat ick hier machen will.“

„Wie heißt denn er mit seinem Brand?“
schreit toller der Student
„Ick werde Kofmann Schulz jenannt
en jedes Kind mir kennt.“
„Herr Schulze!“ nun der Studio rief
„das freut mich, lieber Mann
daß ich hier den Empfehlungsbrief
gleich übergeben kann.“

Nie kam wohl ein Empfehlungsbrief
je besser in die Hand
beim angeschwollnen Gossenstein
beim kolossalsten Brand
Doch hat der Spaß erfreuet mich
als er mir ward bekannt
denn — „schöne Seelen finden sich
zu Wasser und zu Land!“

Text: Verfasser unbekannt
Musik: auf die Melodie von “ Da streiten sich die Leut herum ( Hobel-Lied ) “

u.a. in Allgemeines Deutsches KommersbuchFeuerwerker-Liederbuch (1883)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1900 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Da streiten sich die Leut herum“ ist ein Lied aus dem Zaubermärchen „Der Verschwender“ von 1834. Der Text stammt von Ferdinand Raimund, die Musik von Konradin Kreutzer (1780 – 1849)  – meist werden nur die Strophen 1-3 oder 1-4 – gedruckt. Dieses „Hobellied“ wurde vielfach nachgedichtet.