Das Pfahlspiel ist ein sehr einfaches, altes Wurfspiel, das aber Arm und Hand übt. Zwei oder mehr Knaben nehmen jeder einen Stock, der an dem einen dicken und schweren Ende spitz und anderthalb bis zwei Fuß lang ist. Der eine schleudert seinen Pflock (Pfahl) in den feuchten Boden, daß er stecken bleibt. Dann sucht der zweite mit seinem Pflock den des ersten herauszuwerfen.

Stöckles

Das muß aber sehr geschickt geschehen, daß sein eigener Pflock in den Boden fährt und stecken bleibt, während der des ersten Werfers herausspringt. Dann dreht sich der Kampf um jenen Pflock. Fallen aber beide Pfahlhölzer zu Boden, so beginnt das Spiel von vorn. So in Schwaben gespielt (bei Meier 395), wo das Spiel „Stöckles“ heißt.

Bickeln

In Bayern heißt es „Bickeln“ oder „Schmeerbickeln“. Aus dem Holze des Schmeerbaumes ( Hartriegel) macht man sich einen zwei Fuß langen Spitzpfahl (Bickel) und haut ihn mit einem Schwung in den lockeren Wiesboden so ein, daß er stecken bleibt, der des Nachbars aber von dem Hieb getroffen, zugleich in der Schmeergrube umsinkt. Der Sieger schleudert nun alsbald den umgesunkenen Pfahl weit aus dem Spielkreise weg und der Besiegte hat das Nachlaufen. ( Schmeller , Bayrisches Wörterbuch III , 473).

Wenn es dem zweiten nicht gelingt, den Pflock des ersten herauszuheben, so folgt der dritte u.s.w.. Haben alle der Reihe nach geworfen, ohne daß ein Pflock herausgehoben worden ist, so zieht der erste den seinigen wieder heraus, um nach einem der feststeckenden zu werfen, dann folgt der zweite etc.  Jeder ausgehobene Pflock zählt dem Werfer zehn Punkte. Wer seinen Stock nicht zum Stecken bringt, verliert 10. Wer zuerst die festgesetzte Zahl der Punkte (etwa 100 ) erreicht, ist Sieger.

Anderen Ausgang hat das Spiel nach Wagner ´s Spielbuch 208: Während der Besiegte dem Pflock nachläuft, stechen alle  Mitspieler soviel Grasstücke wie möglich auf seine Kosten aus. Am Ende des Spiels muß jeder Teilnehmer das auf seinen Namen gemachte Loch im Rasen wieder ausfüllen und seine Strafe leiden: jeder bekommt nämlich so viel Schläge auf den Rücken, wie er Rasenstücke zum Füllen bedarf.

Das Pfahlspiel hat die Tradition der Kinderspiele in alle Welt getragen. Die Griechen nannten es „Kydalismos“, in Schwaben heißt es „Stöckles“ und „Fürnikel“, in der Schweiz „Pflöcklispiel“ und „Horniggeln“, in Graubünden „Patschädern“, in Luzern „Spicken“, im Schwarzwald „Schmeersteppen“, in Österreich „Schmeerbecken“, in Sachsen „Spitzfahl“ und „Stickseln“, in Niedersachsen „Pickpahlen“, in Bayern „Bickeln“.

Unter diesem Namen kannte es schon Neidhart (s. Bartsch : Liederdichter 113) In Fischart´s Spielverzeichnis heißt es: „Den Stecken aus den Leinem stechen“ und „Klostechen“, in Belgien heißt es „Fipiken“, in Frankreich „nach Rom reiten“.

Vergleiche Historisches bei Zingerle 47 und Rochholz 452, GutsMuths 207 —
nach Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1897)


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