Not und Elend drückte hart (Sieben arme verlassene Waisenkinder)

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Not und Elend drückte hart darnieder
Einen armen Mann im Böhmerland
Zahlreich waren der Familie Glieder
Für die er kein Brot noch Arbeit fand.
Fort zog´s ihn bis nach Amerika
Wohin er mit neuer Hoffnung sah

Aber ach, auf ferner, fremder Erde
Rafft die Eltern schnell der Tod dahin,
Kummer, Elend, jegliche Beschwerde
Griff der armen Kinder, und ihr Sinn
Steht nur hin nach jenem stillen Grab,
Lieber stiegen sie ja mit hinab.

In das Waisenhaus man sie jetzt bringet,
Doch der Älteste sucht sich selbst sein Brot,
Wo es ihm auch endlich noch gelinget,
Bald zu lindern der Geschwister Noth;
Doch dies dauerte nicht lange Zeit,
Neues Unglück war für sie bereit…

Text und Musik : Verfasser unbekannt
Titel: Die traurigen Erlebnisse sieben armer verlassener Waisenkinder

Anmerkung:  Vor dem Bänkellied schildert ein Prosatext ausführlich das Geschehen:

Kaum ist eine Familie mit sieben Kindern nach vier Wochen langer, mühevoller Überfahrt in Boston angekommen, werden Vater und Mutter von einem bösartigen Fieber gepackt und hingerafft. Nun stehen die sieben Waisenkinder allein. Wegen Bettelei werden sie aufgegriffen und vor Polizei und Richter gebracht. „Da haben wir’s“, wütet der Richter, „die faulen Deutschen schleppen uns die Kinder her, daß wir sie füttern sollen; werft sie auf die Straße, verkauft sie in eine Plantage!“ Die Kinder landen dann in einem Waisenhaus.

Der Älteste ernährt die Geschwister notdürftig durch Gelegenheitsarbeiten. Unschuldig wird er in ein Verbrechen verwickelt, ins Gefängnis geworfen und des Mordes bezichtigt; doch klärt sich zum Schluß durch Gottes Fügung noch alles auf: Der alte Mann, das vermeintliche Mordopfer, erholt sich von seinen schweren Verletzungen und erweist sich als der reiche Onkel der Waisenkinder. In ihm finden sie einen neuen Vater und eine solide Existenz in Amerika.

Gottes weise Fügung wird gepriesen, die solche Scbicksalsscbläge dem Menschen nur als Prüfung auferlegte zum Schluß aber alles zum Besten wendet. Die Geschehnisse werden auf den „Spätsommer des vorigen Jahres“ datiert. So konnten sie jahrzehntelang noch als Neuigkeit verkauft werden. ( ….) Das eigentliche Bänkellied bringt dann eine Kurzfassung des Geschehens.

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Liederzeit: vor 1900 : Zeitraum:
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