Wo ich sei und wo mich hingewendet (Thekla)

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Wo ich sei und wo mich hingewendet (Thekla)

Wo ich sei, und wo mich hingewendet
Als mein flücht´ger Schatte dir entschwebt?
Hab ich nicht beschlossen und geendet
Hab ich nicht geliebet und gelebt

Willst du nach den Nachtigallen fragen,
Die mit seelenvoller Melodie
Dich entzücken in des Lenzes Tagen?
Nur solang sie liebten, waren sie.

Ob ich den Verlorenen gefunden
Glaube mir, ich bin mit ihm vereint
Wo sich nicht mehr trennt, was sich verbunden
Dort, wo keine Träne wird geweint

Dorten wirst auch du uns wieder finden
Wenn dein Lieben unserm Lieben gleicht
Dort ist auch der Vater, frei von Sünden
Den der blut´ge Mord nicht mehr erreicht

Und er fühlt, daß ihn kein Wahn betrogen
Als er aufwärts zu den Sternen sah
Denn wie jeder wägt, wird ihm gewogen
Wer es glaubt, dem ist das Heil’ge nah

Wort gehalten wird in jenen Räumen
Jedem schönen gläubigen Gefühl
Wage du, zu irren und zu träumen
Hoher Sinn liegt oft in kind´schem Spiel

Text: Friedrich Schiller (1802)
Musik: F. L. Seidel (1805) , weitere Komposition von Franz Schubert
in: Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895, Nr. 480)

Anmerkungen zu "Wo ich sei und wo mich hingewendet (Thekla)"

Zuerst in Cotta’s „Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1803“. Die schöne am meisten gesungene Melodie von F. L. Seidel steht zuerst in „Erste musikalische Beilage zum Freimüthigen“, 1805. Original in As-Dur mit Pianofortebegleitung. In handschriftlichen Notenbüchern 1810 und später findet sich diese Melodie durch Weglassen aller Vorhalte vereinfacht. Beachtbar ist legte Zeile über Bedeutung der Kinderspiele