"Wem scholl ichs geben (Mädchenversteigerung)" zum Anhören, als Download, als Buch oder als CD bei Amazon
Wem scholl ichs geben
Ze fröden seinem Leben?
Was ist das? Sagt uns, Herre, was?
Es ist fro Gredel Erenfluoch
Wem suogt sey bas?
Es ist fro Gredel Erenfluoch
Wem suogt sey bas?
Anders niempt dann mir
Sey ist meines herczen gir
Jächel Gumpost, seyst ein gesell
So Hab sey dir!
Jächel Gumpost, seyst ein gesell
So Hab sey dir!
Nu muoß mirs got gesegen!
Wie schon wil ich ir phlegen!
Wem scholl ichs geben
Ze fröden seinem leben?
Was ist das? Sagt uns, herre, was?
Es ist die schon fro Gnepferin
Wem fuogt sey bas?
Es ist die schon fro Gnepferin
Wem fuogt sey bas?
Anders niempt, dann mir,
Sey ist meins herczen gir
Rüfli Leck-spitz, pist ein gesell
So Hab sey dir!
Rüfli Leck-spitz, pist ein gesell
So Hab sey dir!
Nu muosz mirs got gesegen
Wie schon will ich ir pflegen
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Bäurisches Tanzlied des 14. Jahrhunderts aus dem Ring von H. Wittenweiler, S. 169
daher in Deutscher Liederhort II (1895, Nr. 965)
Anmerkungen zu "Wem scholl ichs geben (Mädchenversteigerung)"
Worterklärungen:
- 1, 1 scholl = soll
- 1, 5 sey = sie
- 1, 6 niempt = Niemand.
Böhme schreibt dazu im Liederhort: „Hier finde ich das älteste Lied über den uralten, schon bei den Rittern des 12. Jahrhunderts gekannten Gebrauch der Mailehen oder Maibraut (Verlobung auf ein Jahr). Als ausgerufene Liebespaare erscheinen Frau Gredel Ehrenfluch mit Jakob Gumpost und die schöne Frau Knäfferin mit Rufli Leckspieß. Das Lied wurde so lange fortgesetzt, als es Mädchen und Bursche zu paaren gab: denn die nachfolgende Bemerkung lautet:
Et cetera so gie (ging) daz lied
Bis daz jeder seine(n) hiet (hätt)
Die warent an dem tancz
Damit so was die fröde gancz
Der hier gedachte Gebrauch der Mailehen war noch kürzlich am Rhein in Gebrauch, wie nachstehende Texte bezeugen. Über Mailehen siehe Ausführliches in meiner Geschichte des Tanzes I. S. 153 ff. und Uhland III, 390 ff.
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