Vor fünfundzwanzig Jahren zu Frankfurt (Raus Revolution, 1858)

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Vor fünfundzwanzig Jahren
zu Frankfurt an dem Main
Da saßen sechs Studenten
einst gefangen ein
Sie saßen dort gefangen
wohl sechs Wochen lang
weil sie die Freiheit sangen
durch die Straßen lang

Raus, raus, raus, Revolution
Vitrulala, vitrulalala
Freiheit, Republik, ja ja
Vitrulala, vitrulalala
Freiheit, Republik

Unser Bürgermeister
läßt uns täglich aus
doch dem Kerkermeister
dem geht keiner raus
Doch sie sind entsprungen
vor dem hohen Turm
nachts um die zwölfte Stunde
bei einem großen Sturm

Raus, raus, raus, Revolution….

Ach es war so schrecklich
Da klopft es dreimal an
Ach es war entsetzlich
Da kamen die Gendarm
Gehet hin und spüret
folget ihnen nach
denn sie sind entführet
Spott und Hohn kommt nach

Raus, raus, raus, Revolution….

Gehet hin und bringet
den Purpurmantel her
wie auch die roten Hosen
für das Militär
Für des Bürgers Rechte
für des Bürgers Pflicht
Wir sind keine Knechte
Der Freiheit Republik

Raus, raus, raus, Revolution…..

Und sollt euch jemand fragen
Wo ist Absalon?
So könnt ihr ihnen sagen
Derselbe hänget schon
Er hängt an keinem Galgen
Er hängt an keinem Strick
Nur an dem festen Glauben
Der Freiheit Republik

Raus, raus, raus, Revolution…..

Drum jetzt auf, ihr Brüder
nehmt das Glas zur Hand
Es leben sechs Studenten
Wie auch das Vaterland!

Raus, raus, raus, Revolution…..

Diese Version von „Die freie Republik“ aus Lemberg , Rheinpfalz ( Heeger ) – in: Fritz Heeger “ Das Lied der Verfolgten “ Bei uns daheim. Aus Vergangenheit und Gegenwart der Pfalz .  (Heimatbeilage der Pfälzischen Post , 27.11.1929. bei   Steinitz II , 1962 – (1858 möglicher weise als Entstehungsjahr vermutet nach dem Liedanfang , M.Z.) – Anklänge an Heckerlieder

Liederthema:
Liederzeit: vor 1856 : Zeitraum:
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Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Lied über eine Gefangenenbefreiung, die 1837 in Frankfurt stattfand und ein wichtiges Ereignis im Deutschen Vormärz war:

Durch die Julirevolution von 1830 in Frankreich erhielt die demokratische Bewegung in Deutschland wieder einen Aufschwung. In einigen deutschen Staaten kam es zu Volksbewegungen und zu konstitutionellen Zugeständnissen der Fürsten, besonders in Südwestdeutschland. Den Höhepunkt in der neuen demokratischen Bewegung, auch unter den Studenten, bildete das Hambacher Fest am 27. Mai 1832, auf das Metternich und der Bundestag mit neuen schärfsten Verfolgungen antworteten.

Es entstanden Geheimgesellschaften, die isoliert vom Volk tätig waren, ihre Kräfte stark überschätzten und daher von der putschistischen Taktik Erfolg hofften. Ein solcher Versuch war der Sturm der Frankfurter Wachen durch eine Stüdentengruppe am 3. April 1833. Der mit großem Mut unternommene Sturm war vorher verraten worden und wurde nach anfänglichem Erfolg — die beiden Polizeiwachen wurden erobert — von dem alarmierten regulären Militär niedergeschlagen. Etwa 20 Studenten wurden gefangen genommen.

Die gerichtliche Untersuchung zog sich lange hin. „Am 19. Oktober 1836 wurde den Angeklagten endlich das Urteil der Tübinger Rechtsfakultät eröffnet, demnach wurden 10 zu lebenslänglicher, einer zu 15-jähriger, einer zu 12jähriger und einer zu 6-monatlicher Zuchthausstrafe verurteilt“; 2 wurden freigesprochen. Während die Berufungsverhandlung vorbereitet wurde, konnten sechs der „am meisten Gravierten“ mit Hilfe eines Gefängniswärters entfliehen, am Abend des 10. Januar 1837, „wo sehr rauhes Wetter war“. (nach Steinitz II ,1962) Dieses Ereignis wird in dem weit verbreiteten Volkslied „In dem Kerker saßen zu Frankfurt an dem Main“ besungen. Es ist auch unter dem Namen „Die freie Republik“ bekannt.