Es saßen sechs Studenten zu Frankfurt am Rhein (1914)

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Es saßen sechs Studenten
zu Frankfurt am Rhein (!)
mit gebundnen Händen
sechs Studenten drein
sie saßen dort gefangen
schon sechs Wochen lang
weil sie der Freiheit sangen
daß die Stadt erklang

Der Kerkermeister selber
klärt sich täglich aus:
„Bei mir, Herr Bürgermeister
reißt auch keiner aus!“
aber sie sind verschwunden
bei so großem Sturm
in der zwölften Stunde
aus dem hohen Turm

Eines Tages plötzlich
schlug man den Alarm
das war ganz entsetzlich
vom Gendarmenschwarm
suchet, wie ihr wollt
suchet hin und her
suchet die sechs Studenten
ihr findet sie nicht mehr

Wenn die Weiber jammern
und ist ihr Herz beschwert
in den verschlossenen Kammern
zeigt man ihn´n das Schwert
Es geht für Deutschlands Rechte
es geht für Deutschlands Sieg
Wir sind keine Knechte
der freien Republik

Wenn die Fürsten fragen:
Wo ist Absalon?
Da dürfet ihr nur sagen:
Die letzten hängen schon
Sie hängen an kein´ Galgen
Sie hängen an kein Strick
sondern an der Fahne
der freien Republik

Diese Version von „Die freie Republik“  in DVA A 142244 , „zwischen 1908 und 1914 in Morchenstern ( Isergebirge ) bei Gablonz a. N. von Lehrer J. Meissner aufgezeichnet.“ – Volksliedstudien J. Meier , 1917 (nach Steinitz II , 1962)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1914 : Zeitraum:
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Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Lied über eine Gefangenenbefreiung, die 1837 in Frankfurt stattfand und ein wichtiges Ereignis im Deutschen Vormärz war:

Durch die Julirevolution von 1830 in Frankreich erhielt die demokratische Bewegung in Deutschland wieder einen Aufschwung. In einigen deutschen Staaten kam es zu Volksbewegungen und zu konstitutionellen Zugeständnissen der Fürsten, besonders in Südwestdeutschland. Den Höhepunkt in der neuen demokratischen Bewegung, auch unter den Studenten, bildete das Hambacher Fest am 27. Mai 1832, auf das Metternich und der Bundestag mit neuen schärfsten Verfolgungen antworteten.

Es entstanden Geheimgesellschaften, die isoliert vom Volk tätig waren, ihre Kräfte stark überschätzten und daher von der putschistischen Taktik Erfolg hofften. Ein solcher Versuch war der Sturm der Frankfurter Wachen durch eine Stüdentengruppe am 3. April 1833. Der mit großem Mut unternommene Sturm war vorher verraten worden und wurde nach anfänglichem Erfolg — die beiden Polizeiwachen wurden erobert — von dem alarmierten regulären Militär niedergeschlagen. Etwa 20 Studenten wurden gefangen genommen.

Die gerichtliche Untersuchung zog sich lange hin. „Am 19. Oktober 1836 wurde den Angeklagten endlich das Urteil der Tübinger Rechtsfakultät eröffnet, demnach wurden 10 zu lebenslänglicher, einer zu 15-jähriger, einer zu 12jähriger und einer zu 6-monatlicher Zuchthausstrafe verurteilt“; 2 wurden freigesprochen. Während die Berufungsverhandlung vorbereitet wurde, konnten sechs der „am meisten Gravierten“ mit Hilfe eines Gefängniswärters entfliehen, am Abend des 10. Januar 1837, „wo sehr rauhes Wetter war“. (nach Steinitz II ,1962) Dieses Ereignis wird in dem weit verbreiteten Volkslied „In dem Kerker saßen zu Frankfurt an dem Main“ besungen. Es ist auch unter dem Namen „Die freie Republik“ bekannt.