Vergangen ist der lichte Tag

Vergangen ist der lichte Tag
Von ferne kommt der Glocken Schlag
So reist die Zeit die ganze Nacht
Nimmt manchen mit, der’s nicht gedacht

Wo ist nun hin die bunte Lust
Des Freundes Trost und treue Brust
Des Weibes süßer Augenschein?
Will keiner mit mir munter sein?

Da’s nun so stille auf der Welt
Ziehn Wolken einsam übers Feld
Und Feld und Baum besprechen sich –
O Menschenkind! was schauert dich?

Wie weit die falsche Welt auch sei
Bleibt mir doch Einer nur getreu
Der mit mir weint, der mit mir wacht
Wenn ich nur recht an ihn gedacht.

Frisch auf denn, liebe Nachtigall
Du Wasserfall mit hellem Schall
Gott loben wollen wir vereint
Bis dass der lichte Morgen scheint

Text: Joseph von Eichendorff (1814, erstmals gedruckt in seinem Roman „Ahnung und Gegenwart, 1815)
Musik: Franz Magnus Böhme (?). „Eine ernstschöne Musik dazu gibts von Fr. Curschmann, der das Lied durchkomponiert hat. Auch eine von Bernhard Klein.“
in Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)