Sie ging zum Sonntagstanze
schon klang Musikgetön
und sie im grünen Kranze
sie war so wunderschön
Heut, dacht ich, darfst du’s wagen
Du kannst ja mit ihr gehn
Ihr dies und jenes sagen
und ihr dein Herz gestehn
Ich ging ihr nach: sie eilte
dahin am Lärchenhain
und wo der Weg sich teilte
da holt ich sie erst ein
Sie fragte, was ich wollte
und ach! Ich wußte nicht
was ich ihr sagen sollte
mir brannte das Gesicht
Und was ich endlich sagte?
Mir war nicht wohl dabei
Ich sagte nichts und fragte
Ob heute Sonntag sei?
Die lose Hirtin machte
ein Stirnchen ernst und kraus
Sie sah mich an und lachte
mich blöden Knaben aus
Wenn das so mit mir bliebe
ich würd‘ am Ende stumm
Ach glaubt es nur: die Liebe
sie macht den Menschen dumm!
Text: Christian August Tiedge (1827)
Musik: Komponist unbekannt – alte Volksweise.
Anmerkungen zu "Sie ging zum Sonntagstanze"
Romanze von Chr. A. Tiedge, dessen Werke herausgegeben von Eberhard, N. A. Halle 1827 6 Bändchen S 32 Abdruck bei Erlach 5 S 160. Im Volksmund ist das Gedicht nach und nach sehr umgestaltet, ich gebe diese volkstümliche Lesart, die 7. Str lautet bei Tiedge:
Wenn das so mit mir bliebe
ich würde noch zum Tropf
Ach glaubt es nur die Liebe
verwirrt den klügsten Kopf
Die 5 letzten Strophen sind weggelassen. Die Volksmelodie, welche in ganz Norddeutschland und am Rhein beliebt war, steht bei Wedemann: Volkslieder II Nr 68, auch bei Erk 1 3 71 u Fink 56 Schubert, Concordia I 181 (Böhme, Volkstümliche Lieder, 1895)
"Sie ging zum Sonntagstanze" in diesen Liederbüchern
Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895 — Die schönsten Liebeslieder (1981)
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