O möchte mein Liebchen ein Rosenstock sein

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O möchte mein Liebchen ein Rosenstock sein
Dann nähm ich vom Fenster den Liebling herein
Und stellt ihn vors Fenster im Frühlingswehn
Da könnt ich ihn immer und immerbar sehn

Da sollt ihn erquicken die herrliche Luft
Und mich sollt entzücken sein lieblicher Duft
Ich küßte den Duft mir bei heimlichem Schein
Des Mondes ins innerste Leben hinein

Ich wollte der Morgens und Abends ihn schaun
Ihn sanft mit der Kühle des Quelles betaun
Dann flüsterten rosige Lippen mir zu
Ich bin ja dein Liebchen mein Liebchen bist du

Und nahten die lüsternen Bienelein sich
Dann spräch ich Mein Liebchen trägt Honig für mich
Zieht weiter ihr Bienlein zum blühenden Hain
Und laßt mir mein Liebchen das meinige sein

Es kämen auch freundliche Lüftchen daher
Und neckten und scherzten und buhlten umher
Die sprächen wohl huldige Wörtchen mir zu
Wir lieben was hold ist wir lieben wie du

Es flatterte dann aus dem holden Gebüsch
Ein purpurnes Blättchen so duftig und frisch
Mir leis auf die Wange da wurzelt es ein
Da blüht es wohl sichrer als draußen im Hain

Und riefe die Mutter O Töchterchen mein
Dir glüht ja die Wange wie Morgenrotschein
Da spräch ich Das haben die Rosen getan
Die Rosen am Fenster dort hauchten mich an

Text: Tiedge (1807)
Musik: F H Himmel op 31 Leipzig – — Kühnel: 6 Gedichte von Tiedge und Mahlmann mit Begl des Pianof in Musik gesetzt. (1809 besprochen in der Ztg für die elegante Welt)

Zuerst in W. G. Becker’s „Taschenbuch zum geselligen Vergnügen“ 1807 S 134 .Dasselbe in „Elegien und vermische Gedichte“ von C A Tiedge II Bändchen Halle 1814 S 182.  (in Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895)