Schön Ullerich und Hanselein (1812)

Volkslieder » Raub-Mord-Totschlag »

=> (Alle Versionen)

Schön Ullerich und Hanselein
die wolltn zusammen ein Mädel frein

Der Ulrich kriegt die schöne Magd
dem Hansel wurd sie abgesagt

Sie ging wohl in die Kammer
packt ihr Geschmeid zusammen

Er nahm sie bei ihrer schneeweißen Hand
und führt sie nein in dicken Wald

Und wie sie ein Stück gegangen war
sah sie eilf Jungfraun hangen dar

Schweig still schweig still Rautende fein
du sollst jetzt bald die Zwölfte sein

Er breit sein Mantel aufs grüne Gras
er bat sie daß sie niedersaß

Und wie sie sich nur bückte
ihr Aeuglein sich eindrückte

Mit ihrem Kopf auf seinem Schoß
mit heißen Tränen sie ihn begoß

Weinst du um deines Vaters Gut
oder weinst du um dein junges Blut

Ich weine nicht um meins Vaters Gut
ich weine daß ich sterben muß

Und eh ich dich beim Leben lahn
ein eisernen Pfahl will ich durch dich Mahn

Ach Ulrich liebster Ulrich mein
verleih mir nur drei Gal zu schrein

Vor mir schrei du auch viere
kein Mensch wird dich nicht hören

Den ersten Gal und den sie tat
so ruft sie den lieben Vater an

Den zweiten Gal und den sie tat
so ruft sie die liebe Mutter an

Den dritten Gal und den sie tat
so ruft sie die liebe Schwester an

Den vierten Gal und den sie tat
so ruft sie ihre lieben Brüder an

Der Bruder saß beim kühlen Wein
der Schall der kam zum Fenster rein

Jetzt hört ihr Brüder alle
meine Schwester schreit im Walde

Kaum daß der Bruder das Wort aussagt
schön Ulrich schon zur Tür nein trat

Ach Ulrich lieber Ulrich mein
was hast du für blutge Händelein

Warum solltn meine Hände nicht blutig sein
ich hab es erstochen ein Täubelein

Das Täubelein das du erstochen hast
das hat meine Mutter zur Welt gebracht

Sie hats erzogen mit Semmel und Wein
es war meine Schwester Rautendelein

Da zog der Bruder sein scharfes Schwert
und hieb dem Ulrich den Kopf zur Erd

Jetzt lieg du hier im Blute
jetzt trüb um Vater und Mutter

Jetzt lieg du hier und faule
kein Mensch wird um dich trauern

Rautendchen kam ins kühle Grab
schön Ulrich kam aufs höchste Rad

Rautendchen spielen die Glocken schön
schön Ulrich schrien die Raben zu sehr

Diese Fassung von Es ritt ein Reiter wohl durch das Ried
in: F. D. Gräter : Idunna und Hermode , 1. Jahrgang , Breslau 1812
Str 12 nach Hoffmann von Fallersleben : Schlesische Volkslieder
in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 28a)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1812 : Zeitraum:
Schlagwort:
Orte: ,
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Deutschsprachige Lieder vom Ulinger oder „Blaubart“ gibt es etwa seit dem 16. Jahrhundert. Wir erfahren aus diesen Liedern von einem Ritter, der mit seinem Gesange eine junge Frau anlockt, die dann von ihm getötet werden soll. Bereits elf Frauen hatte er betört und ermordet, aber die zwölfte kann sich wehren.  In anderen Varianten wird auch sie getötet, aber der Mord durch ihren Bruder gerächt. Auch in Kinderspielen finden sich noch Spuren dieser schrecklichen Geschichte.

Die älteste Fassung von einem unbekannten Dichter  stammt von einem Fliegenden Blatt : “Ein hübsch Lied  vom dem Ulinger” –  gedruckt zu Nürnberg durch Friderich Gutknecht , zwischen 1554 und 1580 –

Zu dem Lied gibt es vier Melodien , die erste Melodie aus Hessen-Darmstadt ( abgedruckt in Deutscher Liederhort , 1856) — die zweite Melodie aus Lothringen , um 1928 aufgezeichnet, die dritte Melodie aus Oberhessen , die vierte Melodie um 1812 aus der Gegend von Breslau .

Später meist unter dem Titel “Es ritt ein Reiter wohl durch das Ried ist der Stoff ist in zahlreichen Fassungen überliefert.  Es handelt von einer Gewalttat an einem jungen Mädchen, die durch ihren Bruder gerächt wird, Diese ging mehr oder freiwillig mit ihrem Mörder, einem Reiter, der sie durch ein Lied verführt. Siehe auch den Wikipedia-Artikel über Mädchenmörder im Volkslied

Anmerkungen zu "Schön Ullerich und Hanselein (1812)"

gal von gelle, tönen, der Schall, Schrei