Naar Oostland wil ik varen
Daar woont er mijn zoete lief
Over bergen en over dalen
schier over die heiden
Daar woont er mijn zoete lief
Al voor mijn zoeteliefs deurtje
daar staan twee boompjes klein
den een draagt nooten van muskaten
schier over der heiden
den anderen draagt nagelen fijn
de nooten zijn zoo ronde
kruidnagelen ruiken zoo zoet
ik meende dat mij vrijdde een ruiter
schier over der heiden
nou is het een arme bloed
hij nam ze bij der handen
bij haar sneeuwwitte hand
hij leidde ze alzoo verre
schier over der heiden
daar zij een bedje vand
daar lagen zij twee verborgen
die lieve lange nacht
van den avond tot den morgen
schier over der heiden
tot scheender den lichten dag
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 407 „Die Fahrt zur Liebsten“)
Zur Geschichte dieses Liedes: Nach Ostland
Parodien, Versionen und Variationen:
Ostland, Osterland, Oostland ist jedem Volke die von ihm aus östlich gelegene Gegend, also gleich Osten, Sonnenaufgang. So nannten die Niedersachsen das östlich angrenzende Land (nicht aber etwa ein besonderes Küstenland der Ostsee) das Osterland. Die Osterfürsten sind die sächsischen und meißnischen Herzöge. Ebenso verstanden die Baiern unter Osterland hauptsächlich nur Österreich, und Osterfranken bezeichnet das östliche Franken. — So ist auch in dem Volkslied: „Es liegt ein Schloß in Osterreich“ unter letzterem nur im Allgemeinen ein Ostreich, nicht der Staat Österreich zu verstehen.
An das hohe Alter dieses Volksliedes gemahnt so recht der volkstümliche Kehrreim zwischen der 3. und 4. Zeile jeder Strophe. Nach uraltem Brauch in der germanischen Volkslyrik waren solche gleichbleibende Einschiebsel, im Skandinavischen „Omquäd“ genannt, ursprunglich für den Chor bestimmt.
Das weltliche Lied fand im 15. Jahrhundert nicht nur in den Niederlanden und Schweden, sondern auch am Niederrhein geistliche Umdichtung. (Böhme, deutscher Liederhort)
Anmerkungen zu "Naar Oostland wil ik varen"
Altniederländisches Volkslied. Mitgeteilt bei Grimm, altd. Wälder II, 45. Bei Willems, Nr. 19, Strophe 6—9 (Fortsetzung seines Auswanderungsliedes). Aus Thirsis Minnewitt I, 101; bei Hoffmann von Fallersleben, niederländische Volkslieder. Nr. 104. Von diesem Lied gibt es eine geistliche Neudichtung: „Hyr boven in dem hemel„.
Ein ähnliches Lied mag in Oberdeutschland vorhanden gewesen sein. Übcrrcste sind offenbar die gleichlautenden Strophen bei Uhland, Nr, 29, Strophe 6, und 30, Strophe 3. Vergl. darüber die Anmerkung bei Uhland (Schriften 4, S. 31 und 32). — Als Melodie mag in Deutschland gedient haben: „Mit Lust tät ich ausreiten.“ Gleicher Verlauf des Inhalts, hohes Alter und gleiche Form sprechen dafür. In den Niederlanden sang man es nach der folgenden Singweise: Naer Ostland wille wij rijden.
Die im niederländischen Text verdorbene 4. Zeile der Anfangsstrophe ist hier nach der schwedischen Lesart (Svenska Folkvisor I, 235) rückübersetzt, wo die Anfangsstrophe heißt:
Till Österland ville jag fara
där bor aldra kärasten min
öfver berg och djupe dalar
allt under sa grönan lind
Vergleiche auch:
- Nach Oostland willen wij rijden Nach Oostland willen wij rijden naer Oostland willen wij mee al over die groene heiden (frisch over die heiden) daer iss er een betere stee…
- Nach Ostland will ich fahren Nach Ostland will ich fahren Da wohnt mein feines Lieb Fort über Berg und Tale (Schier über grüne Heiden) Hin unter die grüne Lind Vor…
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- Het windetje die uyt den oosten waeyt Het windetje die uyt den oosten waeyt Lief, en waeyt niet ten allen tyde Als ik in myn zoete liefs armen lag Het was zoo…