Mys Lieb we du zur Chilche thuest ga

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Mys Lieb we du zur Chilche thuest ga

Mys Lieb we du zur Chilche thuest ga
lueg mi nit geng e so a
füst säge die fule Chlapperlüt
mir ziehje n en angere na

Mys Lieb we du i ds Wirthshus thuest ga
bring mir nit geng so das Glas
brings nume de n angre Meitschene o d
äich nüsti du gönnist mirs bas

Mys Lieb we du zum Tanz thuest ga
tanz nit geng nume mit mir
tanz nume mit angre Meitschene o
z Nacht chunnst deh notti zu mir

Mys Lieb we du deh z Märit thuest ga
chram mir nit geng e so viel
we du dys Güetli verchramet hest
was soll i deh thue mit dir

Ha dir no nie nüt verchrämerlet
ha dir no nüt vertha
du bist mer niene so lubi gsi
wie ni derglyche ha tha

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Schweizerlied im Berner Dialekt
in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 107 „Bitte um Vergebung“) – Liederhort II (1893, Nr. 584a)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1790 : Zeitraum:
Orte:

Zweite Melodie zu "Mys Lieb we du zur Chilche thuest ga"

Zweite Melodie zu Mys Lieb we du zur Chilche thuest ga
Die Notation bei Erk im Liederhort I mit 15/8-Takt

Abweichungen im Text

  • Hochdeutsche Übersetzung (Liederhort II):

Mein Lieb, wenn du zur Kirche tust gehn
schau mich nicht immer so an!
Sonst sagen die müßigen Klapperleut (Plappermäuler)
wir zögen einander nach

Mein Lieb, wenn du zum Wirtshaus tust gehn
bring mir nicht immer das Glas !
Brings nur den andern Mädchen auch
denke gleichfalls, du gönnest mir’s wohl. —

Mein Lieb, wenn du zum Tanz tust gehn
tanz nicht nur immer mit mir!
Tanz nur mit andern Mädchen auch
zu Nacht kommst du dennoch zu mir

Mein Lieb, wenn du dann zu Markte tust gehn
kauf mir nicht immer so viel
Wenn du dein Gütchen verkrämert hast,
was soll ich dann tun mit dir? —

Hab dir doch nie nichts verträmert (verschwendet)
Hab dir noch nichts vertan
Du bist mir niemals so lieb gewesen
dass ich dergleichen Hätt getan

Zum Text:

  • 1: My, mys, mein —  we, wenn — Chilche, Kirche — ga,  gehen —  luege, schauen , gucken — guck,  geng,   immer  — süst,  sonst  — säge,  sagen — ful ,fuul, listig, verschlagen  — Chlapperlüt ,  Klapperleute , Klavver-( Plavver)- mäuler — mir, mer, wir — en angere, einander — na , nach
  • 2:  i, in — nume , nur — Meitschi, Mädchen, Meitschene — Dat. Plur. o , og , auch  — däiche, denken ,däich, denke! —  nüsti, gleichwol, das wol —
  • 3: chunnst , kommst — deh,  dann — notti,  dennoch  —
  • 4:  z Märit , zu Markte ,  chram , e kramen, einkaufen und Eingekauftes besonders vom Markte jemanden schenken — dys Güetli,  dein Gütchen — hest, hast —
  • 5:  no , noch — nüt,  nichts — verchrämerlet,  mit Kaufen und Kramen durchgebracht,  vertha, verthan, unnütz ausgegeben — niene, nirgendwo — lubi , lieb —  gsi, gewesen —

Anmerkungen zu "Mys Lieb we du zur Chilche thuest ga"

Böhme: „Die Melodie ist interessant durch den verlängerten Auftakt, so daß eine Periode von 5 Takten entsteht, der eine von 4 Takten folgt; durch Wiederholung ist das Gleichmaß hergestellt. Zu Erk’s wunderlicher Notation im Liederhort Nr. 107, mit 15/8. und abwechselnd 12/8-Takt, liegt kein Grund vor.

"Mys Lieb we du zur Chilche thuest ga" in diesen Liederbüchern

Schweizer Kühreihen und alte Volkslieder 1812, S. 37. , Aufl. 1818, S. 51 – . Wyß, Texte zu der Sammlung von Schweizer Kühreihen und Volksliedern. Bern 1826. S. 63. — Schon bei Spazier, Wanderungen durch die Schweiz. Gotha 1790, S. 340, Musikbeilage Nr. 83. —