Höret was ich euch berichte (Kommunistenprozess)

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Höret, was ich euch berichte
Hört die schreckliche Geschichte
Von dem Kommunistenfang
So sich in den jüngsten Tagen
Zu Berlin hat zugetragen –
Hört den schaurigen Gesang!

In der Alten Jakobstraße
Bei dem biergefüllten Glase
Saßen zweiundzwanzig Mann –
Samt und sonders schlechte Christen
Atheisten, Kommunisten –
Herrgott sieh uns gnädig an!

Lauter Miß- und Übeltäter
Hoch- und Vaterlandsverräter
Und Verschwörer bei der Nacht
Doch am Tage simple Schneider
Schuster, Tischler und so weiter –
Handwerksleute, kurz gesagt

Aßen Butterbrot mit Käse
Sangen froh die Marseillaise
Schimpften mörderisch dabei
Auf das Geld und auf den König
Und die Pfaffen auch nicht wenig
Und die heil’ge Polizei

So von neun Uhr bis halb Zwölfe
Brachten diese zweimal elfe
In Gefahr das Vaterland
Und es wär gewiß verloren
Lauschte nicht mit scharfen Ohren
Ein getreuer Vigilant

Atemlos bringt er die Kunde
Pfeilschnell fliegt es durch die Runde
„Kommunisten sind im Land!“
Schwert und Dolche sieht man blinken
Und im Voraus riecht man stinken
Pulver, das bald losgebrannt

Truppen werden konsignieret
Und Gendarmen detachieret
Die Rebellen einzufahr’n
Die da drinnen sing’n und sagen
„Stoßt vom Strand! Wie müssen wagen –
Unser Schiff heißt Rebellion!“

Waffen hat man nicht gefunden
Ohne Blut und ohne Wunden
War die Kommunistenschlacht –
Jeder wurde ohn Erbarmen
Links und rechts mit zwei Gendarmen
Nach der Stadtvogtei gebracht

Lerne jeder draus die Lehre
Dass sich niemand frech verschwöre
Gegen Kirch und Königsthron
Denn sonst kommt mit Blitzaktionen
Eine Antirebellionen-
Schutzvesich’rungskomission

Text: Robert Prutz

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Liederzeit: vor 1847 : Zeitraum:
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