Kein Bauer mag ich nicht bleiben

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Mag i ka Baur nimmer bleiben
Geht es halt wie es nur will
Ka Geld kann i a nit auftreibn
Wahrli, es ist mir Oll´s z´viel
Jo Olles von Baum thut leben
Niemand will ihm mehr was geben
Oft manchen Bauern sein Bua
Muß binden mit Weiden die Schuah

Es ist ja mei Treu ka Wunder
Daß´s jetzt ´n Bauern schlecht geht
A jo, mer hudelts jetzt unter (sie werden schlecht behandelt)
Und das is, mein Treu, nit recht;
D´ Obrigkeit laßt jo nix hintn
Sie that an Bauern eh schind´n
A jo, um an Groschen, zween, drei
Do laßt mirs einsperren a glei.

I waß jo, wie mirs z´nachst is ganga
Wie ich mein Hauszins han gebn
Do sein mir drei Groschen oganga
Han allselben nit können derlegn
Do hat der Diener glei müssen
Die Eisen anlegen an d´ Füßen
Und hat mi in´s Dienerhaus gführt
Öls wann i war g´wesn a Dieb.

Das Hausdach is a voller Lücken
Han a noch kan Schnitt dahoam
Der Ofen thut aller zsommhucken
Han a noch kan Ziegel, kan Luam;
Die Stubn, der Tisch und die Bänken
Das thut schon Olles niedersenken
Und woann i für d´ Fenster geh für
Sein d´ Scheiben lauter Papier.

Zween Wagen stehn unter der Hütten
Hat a koan aner a guts Rod
Mit Stricken da muaß i´s zsammbinden
Wann i an Ausfahren hab
Wann i thu d´ Ochsen anspannen
Do zannen d´ Scheiben vouananda
Znachst wie ich in d´ Robot bin gfahren
Han i´n Wagn auf´n Buckel müssen hoamtragen.

Der Stoll hat eh schon sechs Spreizen
Er braucht a noch a wohl a vier
Wann i ihm ansiech von weiten
So moan i, er fallt schon zu mir;
Wann der Wind a wenig thut gehn
Da muß i alle Augenblick sehn
Wo nit der Plunder fallt zsamm —
Es is mir rechtschaffen bang.

A Jahrl wollt i´s noch gedulden
Wanns nur amal besser that wem
Und wann i nur kam aus´n Schulden
Aft wollt ich mich nicht lang mehr scheern
Und wann es halt also thut bleiben
Da mag ichs halt nit mehr derleiden
Aft nimm i mein Gredl bei der Hand
Und reis´ in das Salzburger Land.

Text Verfasser unbekannt
Bauernklage nach Steinitz ,I, S. 84
Aus der Sammlung des Erzherzog Johann (um 1815):
Schlossar, Steiermark Nr. 222 S.248f. und 458

Liederthema:
Liederzeit: vor 1815 : Zeitraum:
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Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Ich bin ein armer Bauer“ ist die älteste Bauernklage, die vom 17. bis ins 19. Jh. gelebt hat und in Resten noch in unserem Jahrhundert aufgezeichnet worden ist. Die älteste Fassung aus dem 17. Jh. heißt »Schwäbische Bauernklage“, und in Schwaben hat sich der Text am vollständigsten und am längsten erhalten — war das Lied doch noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Brauchtum verbunden (Spruch beim Pfingstritt). Dies ist sicher nicht zufällig. Die schwäbischen Kleinbauern befanden sich unter ihren zahllosen kleineren und größeren Herrschaften im 18. und... weiter lesen