Kein Bauer der will ich nimmer bleiben

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Kein Bauer, der will ich nimmer bleiben,
Jetzt geht´s halt noch so wie es will,
Man kann ja nicht genug mehr auftreiben,
Das ist mir schon allweil zu viel.
Vom Bauern, da will alles leben,
Kein Teufel mehr will einem was geben;
Wenn die Robot und die Steuer nicht wär
Dann fiele es mir lange nicht so schwer.

So horcht, wie´s mir neulich ist ergangen:
Da wollt ich meine Steuer erlegen,
Da haben mir drei Groschen gefehlt,
Die haben sie mir nicht stunden mögen.
Drum hat mir der Gerichtsdiener müssen
Gleich die Eisen an die Beine anschließen,
Sie haben mich ins Löchel eingenäht,
als wenn ich einen abgekragelt (umgebracht) hätt´.

Mein Stadel, der hat schon 11 Spreizen
Und braucht ihrer immer noch mehr
Und wenn ich mir ihn ansehe von weitem
So steht er halt krumm und schief;
Und wenn ein kleiner Wind bläst,
So hab ich eine große Sorge,
Da ist mir schon immer bang,
Das Gerumpel fällt vielleicht zusammen.

Mein Häusel, das ließ´ ich gern decken,
Aber ich hab´ keine Schindeln daheim
Ich ließ´ mir gern einen Ofen setzen
Da hab´ ich halt wieder keinen Lehm.
Auf allen meinen Tischen und Bänken
Kannst du wie auf einem Kahn schaukeln.
Drei Bretteln, die lehne ich vor die Tür,
Statt Fenster gibt´s Sprossen (Querstäbe) und Papier.

Und wenn der Amtsdiener tut kommen
zu mir mit seinem Stecken daher
Da biet´ ich ihm einen guten Willkomm:
„Ei, setz dich ein wenig zu mir hier!“
Und mit krummem Buckel muß ich ihn begrüßen,
Es wäre nötig, man fällt ihm zu Füßen
Kreuz, Teufel und Hölle, Sakrament!
Und küßt ihm obendrauf noch die Händ´

Noch ein Jahr oder zwei will ich´s dulden
Ob´s vielleicht nicht besser wollt´ werden,
Ja, hätte ich wenigstens keine Schulden
Ich tät´ mich einen Teufel drum scheren.
Aber sollt´ es sich gar nicht geben
So mögt ihr nur alle gut leben;
Dann pack´ ich meine Ursel beim Arm
Und tu ins Schlaraffenland fahrn.

Text und Musik: Verfasser unbekannt. Hochdeutsche Übertragung des unten stehenden Originaltextes aus dem Egerland

in: Egerländer Volkslieder, hrsg. von G. Jungbauer. Berlin 1937, Nr. 29 S. 59 (Text = Unser Egerland 10, 1906, S. 99f.; Jungbauer, Bibliographie Nr. 1161, mit dem Vermerk: „auch im Böhmerwald verbreitet“), – nach Steinitz , I, S. 84

 

Liederthema:
Liederzeit: vor 1900 : Zeitraum:
Orte: , ,

Anmerkungen zu "Kein Bauer der will ich nimmer bleiben"

Der Originaltext lautet:

Käan Baua, der will ich nimma bleibn,
Öitza gäiht´s hält no a scho wöi´s will;
Ma kaafi ja niat soot mäih aftreiben,
Dös is ma schon allaweil z´viel.
Von Bauan, däu will alles leben,
Käaii Teufel mäih will äin was geben!
Wenn d´ Robot und d´ Steua niat wa(r),
Äffa fällat´s ma läng niat sua schwa(r).

Sa hurchts, wöi ma´s neulich haut gänga:
Da wollt´ ich ma Steua dalegn,
Da san ma drei Groschen ä(b)gänga,
Döi häbn sä ma stunden niat mögn.
Drum haut ma da G´richtsdöina möissen
Glei d´ Eisen äan d´ Boina aanschlöissen.
Sie häbn mich in´s Löchel eing´naht,
Als wenn ich äin okraglt hält.

Ma Städl, der haut schon elf Spreitzen
und braucht ´ra nuch allaweil mäih,
und wenn ich´n ar äansiah von weitsten,
So tout er hält krummschöichat stäih.
Und mächt a kläins Windel an Bläusa,
So ho ich a Surcb, fein a gräußa,
Da is ma scho allaweil bang,
üös G´rümpel, dös föllt eppa zäm.

Ma Häusi, dös ließ´ ich gern decken
Awar ich häb käina Schindel dahoam;
Ich ließ mär an üafen gern setzen
Däu häb ich hält wieder käin Loahm
Af allen mein´ Tischen und Bänken
Käannst wöi am Schinagia draf schwänkeln.
Drei Brettia, döi loihn ich für d´ Tür,
Stätts Fenza san Spritzel und Papier.

Und wenn da Herr Amtsdöina tout kumma
Za mir mit sein´ Stecken däuher
Da böit ich´n an goutn Willkumma:
,,Ei, setz dich a weng za mir her!“
Und krummbuglat mouß ich ´n begröißen,
´s tiat Näut nuch, ma fällat ´n z´ Föißen
Kreuz, Teufel und Höll´, Sakrament!
Ma schmatzat ´n uabn draf nuch d´ Hand.

Nuch a Jahrl zwoa will ich´s da dulden
Eb´s eppa niat bessa wollt´ wer(d)n
Ja, häit ich no z´ wengstens kain Schulden,
Ich tiat mich an Teufel drum Sehern.
Awa sollt´s sich no gäua niat geben,
So tout´s no dirts älla gout leben,
Affa pack ich ma Urschel ban Arm
Und tou ins Schlaraffenland fahrn.