Gestern Abend in der stillen Ruh
Hört ich in dem Wald der Amsel zu
Als ich nun da saß
Meiner schier vergaß
Sprach mein Schatz: „Nun Hab ich dich
Komm herzu und küsse mich“
Ei, du Schmeichler, — sprach sie unerschreckt
Wer hat dir mein’n Aufenthalt entdeckt?
Ja im grünen Wald
Ist mein Aufenthalt
Wo ich zuvor in meinem Sinn
Ganz vergnügt gewesen bin
Kommt daher und schmeichelt mir so schön
Sie läßt ihre Treuheit zärtlich sehn
Bald ich sie erblickt
Rückte sie an mich
Sprach bei ihrer Brust allein:
Ewig mir getreu zu sein/‘
So viel Laub an Busch und Linden ist
Soviel mal hat mich der Schmeichler küßt
Ja, ich muß gestehn
Dass sonst nichts gcschehn
Die Amsel in dem Wald allein
Könnte meine Zeugin sein.
Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 522a) – Liederhort I (1856, Nr. 163 „Mündlich, aus dem Hessen-Darmstädtischen. (Dreieichenhain und Schlierbach im Rottgau, Melodie Nr. 2)
Zweite Melodie zu "Gestern Abend in der stillen Ruh"
Abweichungen im Text
Die zweite Strophe im Liederhort I (1856) etwas anders im Wortlaut:
Kam daher und schmeichelt
mir so scha schön
ließ so zärtlich seine Treuheit sehn
schmiegt sich an mich
drückt und küßte mich
schwur bei sein Lieb mir ganz allein
getreu zu sein
Ei du Schmeichler du
sprach ich unerschreckt
Wer hat dir mein Einsamkeit entdeckt?
In dem grünen Wald
ist mein Aufenthalt
allwo ich in meinem Sinn
gewesen ja wesen bin
Die beiden Schlußverse von Str. 1 auf einem fliegenden Blatt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird dies Lied einer Schäferin in den Mund gelegt und lautet: „Kam Tiren und sprach: Nun hab ich dich, und küßte mich.“
Anmerkungen zu "Gestern Abend in der stillen Ruh"
Der Text aus Schwaben (aus dem Munde des Volks im Ries):
a) in F. D. Gräter’s Bragur II (1792), S. 221. Daher Erlach 2. 21, wie hier. Auch nochmals Bragur III, 243. — Der Text aus Bragur mit einer selbstgemachten Mollmelodie bei Kretzschmer II, Nr. 149.
b) mit einigen Abänderungen, die einem süddeutschen fliegenden Blatt entnommen, bei Büsching und Hagen, Volkslieder, Nr. 38. — Melodie, in Küstrin 1807 vom Prorektor F. A. Gotthold aufgezeichnet, aus Hagens handschriftlicher Sammlung. —
In einem flieg. Bl. aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wird dies Lied einer Schäferin in den Mund gelegt und lauten die beiden Schlußverse von Str. 1 also: „Kam Tiren und sprach: Nun hab ich dich, und küßte mich.“ Möglich, daß dasselbe seinem Ursprunge nach bis in die Zeit der Pegnitzschäfer reicht. – Vgl. L. Erk, Volksl. B. I, H. 3, S. 36, Nr. 41. (Der Kehrreim: „Denn die Freiheit nur allein soll mein Vergnügen sein.“ ist neuerer Zusatz.)
In Thüringen und in Schlesien wird dieses Lied nicht selten nach der Mel. „Mädel, ruck ruck ruck an meine grüne Seite!“ gesungen; daher die vielfachen Verunstaltungen der beiden Schlußverse jeder Strophe.
Vgl. das Lied Walthers von der Vogelweide: „Under der linden | an der heide“ etc. (Lachmann. 3. Aug. S. 39.)
Vergleiche auch:
Gestern abend in der stillen Ruh (mit Heirat) Gestern abend in der stillen Ruh ging ich in Wald und hörte der Amsel zu und als ich da saß und meiner vergaß da kam ein Schmeichler , schmeichelt sich um mich und küßte…
Ganz vergnügt und einsam will ich leben Ganz vergnügt und einsam will ich leben will der Liebe ganz den Abschied geben. Ich will nun nicht mehr lieben wie vorher: Nur die Freiheit, Freiheit nur allein sie allein soll mein Vergnügen sein…
Gestern abend in der stillen Ruh (Soldatenlied) Gestern Abend in der stillen Ruh hört ich einer schönen Amsel zu Eins, zwei ! und sie sang so schön dass mein Verstand blieb stehn Freiheit nur alleine, nur allein soll mein Vergnügen…
Gestern abend kam die Amsel Gestern abend in der stillen Ruh Hört´ ich in dem Wald einer Amsel zu Wie ich da so saß meiner ganz vergaß kam die Amsel, schmeichelt sich an mich und küßte mich ..…
Gestern Abend war Vetter Michel hier Gestern Abend war Vetter Michel hier gestern Abend war er da Vetter Michel war gestern Abend hier gestern Abend war er da der ein´ sprach nein, der andre ja Vetter Michel sprach wohl…