O weh der Zeit, die ich verzehrt
hab in der Buhler Orden!
Nachreu ist worden mein Gefährt
ich bin zum Toren worden
Mich reut mein Fleiß, mein blutig Schweiß
den ich daerauf verwendet
Ich baut auf Eis
und was schier gar verblendet
Die Meidlein geben süße Wort
Tun freundlich mit ei’m scherzen
Damit bin ich worden betort
Sie meinens nicht im Herzen
Ihr Herz, Mut, Sinn ist g’richt dahin
Daß sie nur wollen haben
Der Liebe G’winn
Tun eim den Beutel schaben
Ich Habs gekost‘
beiß nicht mehr an
Will eher Hunger leiden
Mit falscher Liebe weit Hindan
Solch Buhlschaft will ich meiden
Will fürbaß mehr, — Gott mich gewähr! —
Mir eine auserlesen
In Zucht und Ehr
Die für gut hat mein Wesen.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 470 „Falsche Buhlerinnen“)
Anmerkungen zu "O weh der Zeit die ich verzehrt"
Zum Text:
- 1. 3 Nachreu, zu späte Reue.
- 2, 9 schaben, reinigen, leeren.
- 3 2 Hindan, von dannen, hinweg.
- 3, 8 die mir zufrieden ist und mich nimmt, wie ich bin.
Im Wunderhorn I. 1806. S. 114 eine Überarbeitung mit der Überschrift „Das fahrende Fräulein“. Darin sind nur die 4 ersten Zeilen vom alten Texte beibehalten, alles übrige haben die Herausgeber des Wunderhorn hinzugedichtet; gleichwohl bezeichnen sie als Quelle „mündlich!“ — Goethe nennt das Machwerk „Tief und schön“.
"O weh der Zeit die ich verzehrt" in diesen Liederbüchern
bei Forster II, 1540. Nr. 12. Rhaw, Bicinia 1541. I, Nr. 90. Ambraser Liederbuch 1582, Nr. 29. M. Schärer, Teutsche Villanellen 1599. Nr. 2. — Wunderhorn –
Vergleiche auch:
- Ach Gott wem soll ichs klagen (Verjagte Lieb) Ach Gott, wem soll ichs klagen Das heimlich Leiden mein! Mein Buhl ist mir verjaget In fremde Land dahin Mein Lieb ist mir verjaget Scheiden…
- Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn Maria zu lieben, ist allzeit mein Sinn in Freuden und Leiden ihr Diener ich bin Mein Herz, o Maria, brennt ewig zu Dir in Liebe…
- Elend hat mich umfangen Elend hat mich umfangen so gar ohn all mein Schuld Nach der mir tut verlangen mit Schmelzen ich das duld Das machen ihre süßen Wort…
- Ach, du liebe Zeit Ach, du liebe Zeit wie ist die Welt so weit Wie ist mein Rock so eng und meine Mutter so streng in: Macht auf das…
- Wo soll ich mich hinkehren (Einsiedler) Wo soll ich mich hinkehren. Ich armes Waldbrüderlein? Untreu tut sich jetzt mehren. Das kränkt das Herze mein. Versteckt ist mir mein Klaus, Mein Trost…