Eine Hand voll Erde

Eine Hand voll Erde
Deckt mich einstens zu,
Wenn ich müde werde,
Geh‘ zu meiner Ruh.
Dann stört mich kein Kummer,
Sanft in kühler Gruft
Schlaf‘ ich Todesschlummer,
Bis Jehova ruft

Eine Hand voll Erde
Soll mir heilig sein,
Mehr als Prunkbeschwerde
Von des Bildners Stein.
Schon mein Leben drückte
Mancher Tage Schmerz,
Und der Gram erstickte
Oft mein fröhlich Herz

Eine Hand voll Erde
Wird zuletzt doch mir,
Ob ich hier Beschwerde
Litte für und für;
Ob mich Armut quälte
Oder ob ich reich,
Ob ich Ahnen zählte,
Ist dann alles gleich.

Eine Hand voll Erde
Ist für mich genug,
Weiß doch, daß ich werde
Würmersättigung.
Doch im Grab ist Friede,
Und der Kummer ruht,
Werde nicht mehr müde,
Und hier ruht sich’s gut.

Eine Hand voll Erde
Wirft vielleicht mein Freund,
Traurig an Gebärde,
Auf mein Grab und weint.
Wenn ich den nur habe,
Der zum Hügel schleicht,
O dann wird im Grabe
Gottes Erde leicht

Text: Verfasser unbekannt-
Musik: Vielleicht von Chr. Benjamin Klein (vor 1825) – oder Türk ?
in: Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) – Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895, nur 1,3,5. Strophe)

Anmerkungen zu "Eine Hand voll Erde"

Böhme, in: Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895:
„Lied mit Melodie um 1801 bekannt. Zwei wertlose Strophen sind hier weggeblieben Die ärmliche Melodie ist vermutlich von Chr Benjamin Klein (gestorben 1825), wie Erk Liederschatz II 241 meint. Nach anderer Annahme soll sie von Türk sein (s. Finks Hausschatz Nr 955). Eine gute Umdichtung des im Volke verbreiteten Textes fand ich in rheinländischen Liederheften vor 1870 geschrieben:

Eine Hand voll Erde und ein wenig Moos
ist auf dieser Erde einst mein letztes Los
Ob ich groß und mächtig hier gewesen bin
ob mein Haus so prächtig muß ich doch dahin

Eine Hand voll Erde wirft zuletzt mein Freund
mit trauriger Gebärde auf mich hin und weint
Wenn ich den nur habe bis mein Ziel erreicht
ach dann ist im Grabe Gottes Erde leicht

Eine Hand voll Erde wird zuletzt aus mir
weiß auch, dass ich werde Würmerspeise hier
Hier im Grab ist Friede und der Kummer ruht
werden einst wir müde ach hier ruht sich’s gut