Ein Kind von neuen Jahr was eine Waise war

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Ein Kind von neuen Jahr was eine Waise war

Ein Kind von neuen Jahr
was eine Waise war
und als es alt genug
es nach der Mutter frug

Ach Vater, Vater mein
wo ist mein Mütterlein
dein Mütterlein das schläft fest
sich nicht mehr wecken lässt

Da ging das arme Kind
zum Kirchhof hin geschwind
und grub mit den Fingerlein klein
tief in die Erde hinein

(Stimme von oben:)
„Geh heim, mein Kind, geh heim
eine andere Mutter ist dein“
Jawoll jawoll jawoll
wie das bloß noch werden soll

Denn schmiert sie mir das Brot
so wünscht sie mir den Tod
aber du lieb Mütterlein du
gabst mir Schalee (Gelee) dazu

Und kämmt sie mir mein Haar
so raubt sie mir ein paar
aber du lieb Mütterlein du
gabst mir schöne Schleifen dazu

Und wäscht sie mir die Händ
nimmts Fluchen gar kein End
aber du lieb Mütterlein du
gabst mir schöne Seife dazu

Und bringt sie mich zur Ruh
schlägt sie die Türe zu
aber du lieb Mütterlein du
gabst mir deinen Segen dazu

(Stimme von oben:)
„Ach armes Kindlein du
wein du nur immerzu
bis der Herr den Jammer wendt´
nun hat das Lied ein End“

Text und Musik: Verfasser unbekannt
unter dem Titel „Die Stiefmutter“ in Der Pott (1942)

Liederthema: , , ,
Liederzeit: vor 1930 : Schlagwort:

Anmerkungen zu "Ein Kind von neuen Jahr was eine Waise war"

Seltsam ist die erste Strophe. Was genau ist gemeint? „Ein Kind von neun Jahren…?“ Die Herausgeber von „Der Pott“ haben das Lied womöglich als schräges Schauermärchen aufgefasst (Kapitel im Buch: Moralinata). „Schalee“ könnte andeuten, dass man sich hier über die Sänger solcher Lieder amüsieren möchte ….