Drei Zigeuner fand ich einmal

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Drei Zigeuner fand ich einmal
liegen an einer Weide
als mein Fuhrwerk mit müder Qual
schlich durch die sandige Heide

Hielt der eine für sich allein
in den Händen die Fiedel
spielt umglüht vom Abendschein
sich ein feuriges Liedel

Hielt der zweite die Pfeif im Mund
blickte nach seinem Rauche
als ob er vom Erdenrund
nichts zum Glück mehr brauche

Und der dritte behaglich schlief
und seine Harfe am Baum hing
über die Saiten ein Windhauch lief
über sein Herze ein Traum ging

An den Kleidern trugen die drei
Löcher und bunte Flicken
aber sie boten trotzig und frei
Spott den Erdengeschicken

Dreifach haben sie mir gezeigt
wenn uns das Leben umnachtet
wie man’s verraucht, verschläft und vergeigt
und wie man´s dreimal verachtet

Nach den Zigeunern lange noch schau´n
mußt ich im Weiterfahren
nach den Gesichtern dunkelbraun
nach den schwarzlockigen Haaren

Text: Nikolaus Lenau (1838)
Musik Th. Meyer-Steineg (1911)

u.a. in: Die weiße Trommel (1934 ! )

Anmerkungen zu "Drei Zigeuner fand ich einmal"

Zehn Jahre vor der deutschen Revolution von 1848  flüchten sich der Texter und drei Jahre vor dem ersten Weltkrieg später auch der Komponist in eine romantisch verklärte Welt – wie Sinti und Roma bei uns damals wie heute wirklich angesehen und „behandelt“ werden, dürfte bekannt sein