Liederlexikon: Weide
Pflanzen | 1908Die Weide, auf deren schlanken Gerten sich frühzeitig das neue Leben des Jahres zeigte, deren silberne Palmenkätzchen sichtbare Boten des erhofften Frühlings waren, mußte schon in älteren Zeiten die Leben und Segen spendende Lebensgerte liefern. So in Böhmen (Königrätz und Umgegend): die Knaben gehen zu Lätare mit Weidenpeitschen und einem mit Eiern (Symbol der Fruchtbarkeit) behangenen Bäumchen herum und schlagen die Ihnen begegnenden Mädchen mit der Gerte und fordern ein Geldgeschenk von ihnen, sich auszulösen. —
Der Palmsonntag heißt in der Ukraine geradezu der Weidensonntag. gilt den Russen als uraltes Fruchtbarkeits- und Frühlingsfest, als das Vorfest von Ostern. Die Burschen weihen Weidenzweige mit Palmenkätzchen und schlagen damit Frauen und Mädchen gar unsanft auf den Rücken und rufen dabei: „Die Weide schlägt, nicht ich, in einer Woche ist Ostern !“
Am nächsten Morgen jagen sie mit den Weidenruten alle Langschläfer aus dem Bette und sprechen: „Werde groß wie die Weide und gesund wie das Wasser und reich wie die Erde!“ — Auch in Groß- und Rotrußland sind diese Bräuche lebendig. Man schlägt auch das Vieh mit der geweihten Palme und treibt am Georgstag (23. Apr.) die Tiere mit geweihten Weidenzweigen auf das Feld.
In Deutschland am Lechrain streicht man ebenfalls mit Palmweiden das Vieh, um es fruchtbar zu machen. In der Oberpfalz schneidet der Hirte vom Wachholder wie von den Weiden die Martinsgerten am Martinstag, die am Dreikönigstag kirchlich geweiht werden. Mit ihnen wird das Vieh am Walpurgistag wieder ausgetrieben. —
Vielfach „palmt“ man am Palmsonntag auch die Äcker, d. h. man besteckt sie mit geweihten blühenden Zweigen der Weide, damit sie fruchtbar würden; so in Flandern, während es in Westfalen am Osterfest geschieht.
Man muß wohl annehmen, daß sich Reste eines uralt heidnischen Frühlingsfestes auf den Palmsonntag (Blumensonntag, Blühen-Ostertag) gerettet haben. Gewisse Kultspeisen, auch die Eiergeschenke, das Bretzelgebäck (Bretzelmärkte) weisen wie das „Palmen“ von Weibern, Vieh und Feldern darauf hin, daß es sich um Erhaltung der Fruchtbarkeit und Vertreibung böser Dämonen (Hexen können besonders an diesem Tage durch die geweihten Palmen erkannt werden) handelt.
Auch zum Liebesorakel dient die Weide: die Mädchen werfen am Johannistage mittags einen Kranz von neunerlei Blumen (darunter Weide), mit einem in dieser Stunde selbstgesponnenen Faden gewunden, schweigend und rückwärts auf einen Baum; so oft sie werfen müssen, bis er hängen bleibt, so viele Jahre bleiben sie noch ledig (Vogtland, Ostpreußen). In der Luziennacht (13. Dez.) kann die Dirne durch die Weide ihren zukünftigen Mann kennen lernen.
Übrigens hatte die Weide in der griechischen Mythologie eine düstere Bedeutung. Sie stieß frühzeitig ihren Samen ab und wuchs an Flüssen und sumpfigen Wiesen. Auch im deutschen Volksglauben ist das Düstere nicht geschwunden. An Weiden hängen sich Selbstmörder am Liebsten auf, und Weiden werden mit Hexen und Gespenstern in Zusammenhang gebracht. (Vgl. Perger Pflanzensagen). Man soll Niemanden mit Weiden züchtigen, Menschen bekommen die Auszehrung. So glaubt man in Island, daß die Weide, als Nutzholz verwandt, die Weiber hindere, Kinder zu gebären. — Vielleicht haben verschiedene Kultanschauungen über diesen Baum in unserm Volke geherrscht.
in Volkserotik und Pflanzenwelt (1908)
Medien: Volkserotik und Pflanzenwelt- Es sollt sich ein Schäfer weiden
- Es weidet ein Schäfer im langen Holz (Fliegendes Blatt)
- Beschattet von der Pappelweide
- Ein Schäfermädchen weidete (Kuckuck kuckuck)
- Wenn heim die Herden sind von ihren Weiden (Jenny)
- Vögelchen auf der Weide
- Hört zu ihr Weideleut (Erotisches Jägerlied)
- Schäfer sag wo willst du weiden
- Dort in den Weiden steht ein Haus
- Jagt mir mal das Hirschlein aus der Weide
- Holle Holle Weide
- Es weiden meine Schafe (Vorspuk)
- Weidenbaum dir will ich’s sagen (Liebesklage)
- Am Weidenboom am Weidenboom
- Wenn ich meine Schafe weide
- Pfeifen von jungen Weidenzweigen
- Das Lamm auf der Weide ist fröhlich und froh
- Wo die Weidendammer Brücke ist
- Wenn auf sonnig grünen Weiden (Steirerland)
- Ruft den Hirt und lasst in weiden (Schäferlied)
- Basterjan
- Die weiße Frau (Das Fest vom süßen Brei)
- Willkommen fahrender Mann (Trougemund)
- Ich sing euch hie ohn alls Gefähr
- Ich Hab mir auserwählet zu dem Mai
- Ach Schäfer wilt du beuten
- O Jesu Christ Dein Kripplein ist mein Paradies
- Der kürzest Tag und längste Nacht den grauen Winter bringen
- Die löbliche Gesellschaft zwischen Rhein und der Mosel
- Nun höret zu und schweiget still (Schlaraffenland)
- Einst reist ich in die Welt
- Gleich wie ich meine Lust und Freud allzeit an Vögeln hab
- Es ist noch eine Ruh vorhanden
- Wie herrlich ist´s ein Schäflein Christi werden
- Das Kanapee ist mein Vergnügen
- Es ist ja wohl kein bessres Leben (Schäferleben)
- Ein junges Lämmchen weiß wie Schnee
- Wir bringen mit Gesang und Tanz (Erntelied)
- Es saß auf grüner Heide ein Schäfer grau und alt
- Ein Pilgermädel (Der Bruder Graurock und die Pilgerin)
- Was kann schöner sein (Küherlied der Emmentaler)
- Es ging ein Müller wohl über Feld
- Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? (Erlkönig)
- Weil ich Jesu Schäflein bin
- Wir pflügen und wir streuen den Samen (Erntedank)
- Bei der stillen Mondeshelle
- Ihr Städter sucht ihr Freude (Der Landmann)
- Ein Schäfer trägt Sorgen (Schäfers Liebeslied)
- Ich bin nur Schäferin Hannchen
- Im Anfang war´s auf Erden nur finster wüst und leer
- Ich bin der Lumpenmann
- Dort an jenem Berge (Die Schäferin)
- Da droben auf jenem Berge (Goethe, 1801)
- Schinderhannes
- Was kann schöner sein (Lob der Hirten)
- Auf hoher Alp wohnt auch der liebe Gott
- Kling kling Glöckchen (Maiglöckchen)
- Herzigs Kindlein Zuckermündlein
- Sonne Sonne scheine
- Ich war ein Jüngling noch an Jahren (Joseph)
- Männer ihr könnt lustig lachen wenn die Weiber fleißig sein
- O selige Nacht in himmlischer Pracht
- Wie ruhest du so stille in deiner weißen Hülle
- Der Lenz ist angekommen
- Du Schwert an meiner Linken
- Wie mir deine Freuden winken
- Seht ihr auf den grünen Fluren
- Holdes Mädchen unser Leben
- Kein Bauer mag ich nicht bleiben
- Sind wir vereint zur guten Stunde (Bundeslied)
- S wollt einmal ein junger Knab mit ner Jungfer streiten
- Es wohnen zwei Schwäne im See
- Wir sind gar eine lust’ge Schar (Turnreihen)
- Nichts kann auf Erden verglichen werden
- Es lebe was auf Erden stolziert in grüner Tracht
- O Königin lieb Mutter mein
- Heute scheid ich morgen wander ich
- Auf dem grünen Rasen (Das Schäfchen)
- Erschreckliche Geschichte von Hähnchen und Hennchen
- Ein Schneider der ein großer Prahler aber schlechter Zahler war
- Wer hat die schönsten Schäfchen?
- Wenn ich an der Esse stehe (Hufschmied)
- Wann o Schicksal wann wird endlich
- Schreiben aus Amerika (Etwas für Auswanderungslustige)
- Ein Ritter ritt einst in den Krieg
- Drei Zigeuner fand ich einmal
- In der Heimat ist es schön
- Der Graf stand oben auf seinem Schloß (Pfaffenschlich)
- Es freit ein edler Reicher
- Ein Schäflein bin ich worden
- Frei und unerschütterlich wachsen unsere Eichen
- Rechts Heu und Klee links Heu und Klee
- Wie blüht es im Tale wie grünt´s auf den Höhn
- Schlaf in guter Ruh tu die Äuglein zu
- Wo mein Pferd den Winter stand?
- Es trieb ein Mädchen die Lämmerchen aus dem Holze
- Es waren drei Soldaten die nichts zu schaffen hatten
- Ein Jäger zog zu Walde
- Ich hab ein Lämmchen weiß wie Schnee