Ein Mann aus frührer Zeit
versorgt die Frau allein
heut aber, wie man sagt
soll umgekehrt es sein
Wenn sich ein Pärchen liebt
und es will sein getraut
so sagt der Bräutigam
zu seiner holden Braut
Dass du mich liebst das weiß ich
drum arbeit nur recht fleißig
Hast tausend Mark erspart du dann
Mein Schätzchen, frag mal wieder an
Ein Gauner der verfolgt
wird von dem Staatsanwalt
Der macht auf seiner Flucht
in einem Wirtshaus halt
Als er die Zeitung sieht
mit seinem Steckbrief drin
Schreibt er schnell unbemerkt
die wenigen Worte hin
Dass du mich liebst das weiß ich
doch von hier fort jetzt reis ich
Herr Anwalt, sein sie nicht ergrimmt
mein Aufenthalt ist unbestimmt
Es sprach der lustige Sekt
zu dem Kollegen Wein
Weshalb wächst du zu Haus
am alten deutschen Rhein
Komm doch ins Frankenland
da hast du´s fein und gut
Jedoch der Rheinwein rief
„Champagner, ruhig Blut!“
Dass du mich liebst das weiß ich
doch bleib ich lieber preußisch
Mit Schreien du mich nicht beschwipst
als Deutscher bin ich ungegipst
Ein hübsches Mädchen sah
in einem Balllokal
den Onkel Muselich
eintreten in den Saal
Schnell lief sie zu ihm hin
und sagte keck und fein
Ach Onkelchen heut laß
mich deine Dame sein
Dass du mich liebst daß weiß ich
und gerne mit dir speis ich
Laß geben mir schnell Rippenspeer
ach Onkelchen mich hungert sehr
Der Deutschenhaß ist groß
in Rußland wie man sagt
doch deshalb sind wir nicht
im mindesten verzagt
Der Haß legt sich sofort
wenn unser Kanzler nur schickt hin
nen kalten Wasserstrahl
mit den paar Worten drin
Dass du mich liebst das weiß ich
doch bleibst du so bärbeißig
Glaub ich an deine Liebe nicht
und Moltke dann ein Wörtchen spricht
Text: W. D. ? – vor 1891 (da starb Moltke , siehe letzte Strophe)
in Großes Volks-Liederbuch (ca. 1900)
Scheinbar eine Art Gassenhauer: Vermutlich die Vorlage für „Dass du mich liebst das weiß ich / auf deine Liebe scheiß ich“), das aus dem studentischen oder soldatischen Milieu kommen dürfte
Musik: keine Angaben – Verfasser unbekannt ?
