Beim Tobakkrämer kummen d Leut zsämma

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Beim Tobakkrämer kummen d‘ Leut zsämma
Die gern rauchen und gern schnupfa tuan
Echte Kestelreiber, alte Kuchelweiber,
Denen ist däs schnupfen ängeburn
Sie, da bringen ’s Dosen, ah, da müßen ’s losen
Mancher hät kan Boden nimmer drin;
Letzthin kummt ani verwichen, hat ’s gar mit Päp verstrichen,
Es wär gewiß an älte Schusterin.

Drauf is ani kumma, hät ’s an schwärzen gnumma
Sägt: „mein Dosen is no pfenninggut
Denn es hät mir ’s beim Leben no mein Mutter geben,
Weil ’s hat gwußt wie gut äls ’s schnupfen tut.
Tu mir ’s nach meinen Willen nur gut anfüllen
Denn mich lust schon um an Pris Toback,
Ich kann nicht ruhn noch rasten, weil ich häb müssen fästen
Auf mein Monatgeld vier ganze Tag.“

Drauf kummt wieder eine, sägt: „i häb a kleine
Märokkanerdosen, kennst es längst!
Tu mir ’s um Gotteswillen nur gut anfüllen,
Aber gib Obächt, daß d‘ mir ’s nicht zersprengst
Denn verstehst, mein Outer, i häb ’s von meiner Mutter
Zun an Andenken mit an Stein.“
Ah, däs wär zum lächen, der will ’s recht gut mächen,
Geht die gänze Dosen aus ’n Leim.

Der Tobackkrämer bricht die Dosen zsämma,
Wie er will den Schwärzen einituan.
Ah, däs aufbegehren hätten ’s solln hören
Von dem Weib, die kriegt an Eselszurn
Sägt: „du Bätzenlippel, dummer Saudippel,
Wär mein Dosen no so pfenningguat
Als Tobackkrämer sollst di do schäma,
Daß d‘ nit woaßt, wie ma’n eini tuat.“

Die Schlackraunerstepherl und die Zweschkensepherl
Hätten ihre Dosen a gern ängfüllt
Und das klane Mandl bei dem Krämerstandl
Sägt: „heut kemmt ’s ma recht, ich bin gräd wild!
I mit sämt der Hosen schlief in enker Dosen,
,Wie die enkern sand, wem no nicht voll,
Denn für enk, das kenn i, ist mein Huat z’weni
Pakt ’s enk aussi und mächt s mi nit toll.“

Drauf kummt wieder ani, es wär die Riemernani
Der Tobackkrämer hät ’s gleich kennt.
Sie mächt a Lamentabel, sägt: ,,mir geht ’s miserabel
Mir häben ’s heut mein Dosen gär verbrennt
I häb heut auf der Gässen an schnupfa lassen,
Der hät mir an Feuerschwämma einitän
Und drauf fängt mein Dosen hellauf än zum glosen
Daß ich ’s gär nicht mehr brauchen kän.“

Darum soll kein Madl, gräd im Wienerstadtl
Kein mehr schnupfa lässen, den ’s nit kennt
Denn fängt a so a Dosen amäl än zum glosen
Ist kein Rettung mehr, ist ’s gleich verbrennt.
Nächa muß man schon beizeiten däs schnupfen meiden,
Stellt enk Madeln vor däs Malheur,
Lieber a Jähr nichts essen, äls auf däs vergessen
Denn über ’s schnupfen, säg i, is nichts mehr.

Text und Musik: Verfasser unbekannr –
in: Liederheft des Corporal Csank aus dem Jahre 1889 im Besitze F. F. Kohl’s. — Die Dose ist das Bild für die Vulva, das Schnupfen bedeutet coire. — Vgl. das Lied aus dem Böhmerwald, oben Nr. XLVII.
in Schamperlieder, Emil Karl Blümml, 1908