Arbeiter all erwacht (um 1890)

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Arbeiter all erwacht
Es bricht durch dunkle Nacht
der Freiheit Sonn´
Reich dir, du vierter Stand
treulich die Bruderhand
ringsum im deutschen Land
dem Feind zum Hohn

Warum noch zögerst du?
Was hält in träger Ruh
dich noch zurück?
Stehst du vor Schrecken bleich?
Fürchtest wohl gar du feig
daß nimmer von dir weich
dein schwer Geschick?

Hoffst du auch bis ans Grab
kein Retter kommt herab
von Himmelshöh´n
Willst du, ein frei Geschlech
nicht länger bleiben Knecht
mußt für dein gutes Recht
du selber stehn

Sieh, wie so mancher dort
üppig lebt fort und fort
von deinem Schweiß
Dir läßt man nichts davon
als eine Dornenkron´
Mühsal ist nur dein Lohn
selbst noch als Greis

Drum schließt euch Mann für Mann
all´uns´rem Bunde an
und einig seid!
Das Schwerste selbst gelingt
dem, der kühn vorwärts dringt
ans Ziel uns sicher bringt
die Einigkeit!

Die Arbeit lebe hoch
sie soll im schweren Joch
nicht länger sein
Geh du o vierter Stand
treu und fest Hand in Hand
dring vorwärts unverwandt
dich zu befrei´n

Text: Verfasser unbekannt , ein Braunschweigischer Arbeiter – Braunschweig –
Musik: auf die Melodie von “ Heil dir im Siegerkranz
in Max Kegel : Sozialdemokratisches Liederbuch von 1896 , S. 32

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Der eigentliche Verfasser der deutschen Kaiserhymne „Heil dir im Siegerkranz“  (seit 1871)  ist der schleswigsche Pfarrer Heinrich Harries (1762-1802), der am 27.01.1790 im “Flensburger Wochenblatt” ein “Lied für den dänischen Untertan, an seines Königs Geburtstag zu singen in der Melodie des englischen Volksliedes “God save great George the King” veröffentlichte: “Heil dir, dem liebenden Herrscher des Vaterlands! Heil, Christian dir!” Das Lied wurde dann von Balthasar Gerhard Schumacher auf fünf Strophen verkürzt und erschien in der “Speyerschen Zeitung” vom 17. Dezember 1793 als “Berliner Volksgesang”, der später mit den Zeilen “Heil unserem Fürsten... weiter lesen