Am Rhein, am grünen Rheine
da ist so mild die Nacht;
die Rebenhügel liegen
in gold´ner Mondenpracht.
Und an den Hügeln wandelt
ein hoher Schatten her
mit Schwert und Purpurmantel
die Krone vom Golde schwer

Das ist der Karl, der Kaiser
der mit gewalt’ger Hand
vor vielen Hundert Jahren
geherrscht im deutschen Land.
Er ist heraufgestiegen
zu Aachen aus der Gruft
und segnet seine Reben
und atmet Traubenduft

Bei Rüdesheim da funkelt
der Mond ind Wasser hinein
und baut eine gold’ne Brücke
wohl über den grünen Rhein.
Der Kaiser geht hinüber
und schreitet langsam fort,
und segnet längs dem Strome
die Reben an jedem Ort

Dann kehrt er heim nach Aachen
und schläft in seiner Gruft,
bis ihn im neuen Jahre
erweckt der Trauben Duft.
Wir aber füllen die Römer
und trinken im goldenen Saft
uns deutsches Heldenfeuer
und deutsche Heldenkraft

Text: Emanuel Geibel 1835 (1815—1884)
Musik: Auf die Melodie von Es war ein alter König
außerdem von: Rudolph Hemmleb (1895, komponiert für Allgemeines Deutsches Kommersbuch)
Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)

"Am Rhein am grünen Rheine" wird auf diese Melodie gesungen:

Melodie zu Am Rhein am grünen Rheine