Ein Böckchen das kaufte der Vater (chad gadjâ)

Ein Böckchen
ein Böckchen
Das kaufte der Vater für zwei Silberstück
Ein Böckchen.

Da kam die Katz und fraß das Böckchen
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück
Ein Böckchen, ein Böckchen

Da kam der Hund und biß die Katz
Die gefreßen das Böckchen
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück
Ein Böckchen, ein Böckchen

Da kam der Stock und schlug den Hund
Der gebissen die Katz
Die gefressen das Böckchen
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück
Ein Böckchen, ein Böckchen

Da kam das Feuer und verbrannte den Stock
Der geschlagen den Hund
Der gebissen die Katz
Die gefressen das Böckchen
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück
Ein Böckchen, ein Böckchen

Da kam das Wasser und löschte das Feuer
Das verbrannt den Stock
Der geschlagen den Hund
Der gebissen die Katz
Die gefressen das Böckchen
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück
Ein Böckchen, ein Böckchen

Da kam der Stier und trank das Wasser
Das gelöscht das Feuer
Das verbrannt den Stock
Der geschlagen den Hund
Der gebissen die Katz
Die gefressen das Böckchen
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück
Ein Böckchen, ein Böckchen

Da kam der Schlächter und schlachtete den Stier
Der getrunken das Wasser
Das gelöscht das Feuer
Das verbrannt den Stock
Der geschlagen den Hund,
Der gebissen die Katz
Die gefressen das Böckchen
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück
Ein Böckchen, ein Böckchen

Da kam der Todesengel und schlachtete den Schlächter
Der geschlachtet den Stier
Der getrunken das Wasser
Das gelöscht das Feuer
Das verbrannt den Stock
Der geschlagen den Hund,
Der gebissen die Katz,
Die gefressen das Böckchen
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück
Ein Böckchen, ein Böckchen

Da kam der Heilge, der gesegnet sei!
und erschlug den Todesengel
Der geschlachtet den Schlächter
Der geschlachtet den Stier
Der getrunken das Wasser
Das gelöscht das Feuer
Das verbrannt den Stock
Der geschlagen den Hund
Der gebissen die Katz
Die gefressen das Böckchen
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück
Ein Böckchen, ein Böckchen

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Übertragung eines vermutlich mehr als 2500 Jahre alten aramäischen Liedes ins Hochdeutsche. Im Mittelalter wurde Chad Gadja als heiteres Schlusslied in die Haggada (Buch des Pessach-Festes) aufgenommen


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Anmerkungen zu "Ein Böckchen das kaufte der Vater (chad gadjâ)"

Deutung des Liedes: Danach ist der Vater = Gott; das Böckchen ist das hebräische Volk; die zwei Silberstücke (Drachmen) bezeichnen Mose und Ahron. Dann folgen judenfeindliche Völker von den alten Assyrern bis auf die Türken, deren Macht (d. i. den Todesengel) der Heilige,  d. i. Gott selbst, in der messianischen Zeit vernichten wird!! Ein ähnliches englisches Sprechlied steht p. 222: Dies ist das Haus, das Hans gebaut.“ (Ernst Meier : Deutsche Volksmärchen aus Schwaben, 1852 „Im Wunderhorn (3. Bd. Anhang S. 44)  steht eine Übersetzung, wie sie in jüdischen Hagáda’s vorkommt. Die Diminutive kennt das Original nicht. Halliwell hat eine historisch-allegorische Deutung beigefügt, wie sie von diesem Liede zuerst P. R. Leberecht, im „Christlichen Reformator,“ Leipzig, 1731, vol. XVII. p. 28 aufgestellt haben soll.“)

Heinrich Heine knüpft an diese Tradition an, indem er im Rabbi von Bacherach den Narren Jäkel ein „Lied aus der Agade“ singen lässt. Alle Strophen vom „Böcklein“ bis zum „Todesenglein“ werden zitiert. Nur die letzte Strophe lässt Jäkel aus, spricht seinen jüdischen Zuhörern aber noch von der Rache Gottes. (Wikipedia)