Ach Gott wem soll ichs klagen (Nonnenklage)

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Ach Gott, wem soll ichs klagen
Das heimlich Leiden mein!
Mein Herz will mir verzagen
Gefangen muß ich sein
Ins Kloster bin ich gegeben
In meinen jungen Jahrn
Darin ich mußte leben
Kein Freud noch Lüste haben
Das klag ich allzeit Gott.

Nun höret zu dieser Stunde
Was ich euch sagen tu!
Verflucht sein all mein Freunde
Die mirs haben bracht darzu
Daß ich mich soll erwehren
Das nit zu wehren ist
Mein Gut tun sie verzehren
Mein Seel höchlich beschweren
Das klag ich vom Himmel Christ.

Ich weiß ein andern Orden
In diesem bleib ich nicht
Ich bin des innen worden
Es sein nur Menschengedicht
Damit ich bin verbunden
Bis in das zwölfte Jahr
Die Wahrheit Hab ich funden
Mein Strick sein aufgebunden
Mein Andacht ist verloren gar.

Den Orden, den ich meine
Den hat Gott selbst gestift
Den ehlichen Stand alleine
Als man findt in der Schrift:
Es ist nicht zu sein alleine
(Spricht Gott) den Menschen gut
Darum schafft er noch Eine
Aus seinem Fleisch und Beine
Die ihm auch Hülfe tut

Das was Adam und Eva
Die Gott zusammen Pflicht
Den Orden sollten sie halten
Und den nicht machen zu nicht
Ihr Brot im Schweiß erwerben
Für ihrem Angesicht
Sonst müßten sie beide sterben
Und ewiglich verderben
Wohl in der Höllenpein.

Dem wöllen wir nachfolgen
Das helf uns der liebe Gott!
Wöll’n Christum lassen sorgen
Der uns allzeit behüt
Auf ihn allein vertrauen
(Auf keinen Menschen mehr)
Welcher uns kann ernehre
Behüten für falscher Lehre
Ihm sei Lob, Preis und Ehr!

Text: Verfasserin unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1897, Nr. 918 „Nonnenklage“, ohne Melodie)

a) von einem Fliegenden Blatt: Nürnberg. Christoph Gutknecht ( 1530) Abdruck bei Mittler Nr. 842.
b) Fliegendes Blatt : „Ein new lied von einer Nonnen, die sich beklagt jres Ordens. Im thon von der Stat Tol.“ O. J. u. Ort. Nürnberg (c. 1530) Hans Guldenmundt.
c) Bergkreyen 1536. Nr. 48. Mit Quelle b übereinstimmend, beide im Reim weniger korrekt als a.
d) Ambraser Liederbuch. 1582, Nr. 109, stimmt mit a ziemlich überein.

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Liederzeit: vor 1530 : Zeitraum:
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Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Mit der Zeile „Ach Gott, wem soll ichs klagen / Das heimlich Leiden mein“ beginnen mehrere Liedtexte aus dem frühen 16. Jahrhundert. Der Deutsche Liederhort bringt unter der Nummer 918 eine Nonnenklage mit diesem Anfang, Quelle sind Fliegende Blätter.