Wir haben im Felde gestanden

Wir haben im Felde gestanden:
Kein Bissen Brot vorhanden,
´s war große Hungersnot.

Wir ließen den Kaiser bitten,
er möcht‘ uns doch erretten
mit einem Bissen Brot.

Der Kaiser täte schicken
um dreißig Silberstücke
für achtzigtausend Mann.

Die Stücklein waren geschnitten
als wie die halben Glieder,
die an dem Finger sind

Wir haben’s nicht selber gegessen,
wir haben’s den Pferden gelassen,
’s war große Hungersnot

Die Wurzeln aus der Erden
haben wir uns ausgegraben,
ist uns’re Speis gewest

Den Tau wohl von den Blumen
haben wir uns abgenommen,
ist unser Trank gewest.

Wenn das mein Vater wüsste,
dazu mein liebes Geschwister,
sie würden mir schicken Brot.

Dazu ein weißes Hemde,
vor meinem letzten Ende,
weil ich jetzt sterben muss.

Dazu ein Krug mit Wasser,
d’raus ich mich könnte waschen
vor meinem letzten End‘.

Es sind unser zwei geblieben,
die haben das Lied geschrieben
von der großen Hungersnot.

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Mündlich aus Waltdorf (polnisch: Prusinowice ), Kreis Neisse , Reg.-Bezirk Oppeln , Oberschlesien –

Dieses Lied wurde zuerst von Hoffmann von Fallersleben 1848 veröffentlicht. Es handelt sich aber um ein schon viel früher bekanntes Lied. Es gehört mit seiner eigentümlichen schwermütigen Melodie zu den „schönsten“ deutschen Soldatenliedern.  Ludwig Erk veröffentlichte es in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 19).

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Liederzeit: vor 1848 : Zeitraum:
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