Zu Steffen sprach im Traume

Zu Steffen sprach im Traume
ein graues Männchen klein
„Der Schatz im hohlen Baume
soll dir bescheret sein
Geh um die zwölfte Stunde
auf jenen Kreuzweg zu
dort halt ich nachts die Runde
mein Geist hat keine Ruh!“

Frau Steffen sprach geschwinde
„Geh Mann zum hohlen Baum
Es brausen schon die Winde
es ist kein leerer Traum“
Mein Steffen ging; in Lüften
heult fürchterlich der Sturm
Gespenster schrien aus Grüften
und Eulen von dem Turm

Kaum war er da, so faßte
der Geist ihn bei dem Schopf
er zitterte, erblaßte
verwandelt war sein Kopf
Er fühlt an seiner Stirne
an stattlich Hirschgeweih
das fuhr ihm durchs Gehirne
und stach´s ihm´s Herz entzwei

Text: Christoph Friedrich Bretzner (1779)
Musik: Ignaz Umlauf , Wien 1782
in: Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1779 : Zeitraum:

Anmerkungen zu "Zu Steffen sprach im Traume"

Böhme schreibt 1895: „Romanze für Baß aus dem Singspiel “ Das Irrlicht “ – Der Text stammmt vermutlich von Bretzner , Alle berühmten Bassisten zu Anang des 19. Jahrhunderts sangen in Concerten (sogar im Leipziger Gewandhause) diese gern gehörte Romanze. Mozart soll über das Thema Variationen für Klavier geschrieben haben. Man findet sie vielfach gedruckt mit Mozarts Namen, aber ihr Echtheit ist verneint und sie darum in Köchels´s Katalog und in die große Mozart-Ausgabe, Leipzig, Breitkopf und Härtel nicht aufgenommen.“

„Zuerst gedruckt im ersten Bande von Bretzners Operetten ( Leipzig , 1779) nachdem es bereits in einer Komposition von Friedrich Preu aufgeführt worden war. Später war die Komposition von Umlauf beliebt ( zuerst am 17. Januar 1782 in Wien aufgeführt ) Die Romanze “ Zu Steffen sprach im Traume “ wird im Texte mit den Worten eingeleitet: “ Hab die Geschichte in der Stadt auf öffentlicher Straße absingen hören und alles abgemalt dabei , wie´s leibt und lebt. “ Bretzner , Kaufmann in Leipzig , Verfasser vieler Lustspiele , geboren in Leipzig 1748 , Gestorben 1807″ ( in Als der Großvater… (1885))