Wo die Fuhren rauschen auf dem Heidesand (Heidjers Heimat)

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Wo die Fuhren rauschen auf dem Heidesand
wo der gelbe Ginster leuchtet weit ins Land
wo die Eichen trotzen jedem Sturmgebraus
da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus

Wo die braune Heide blüht zur Sommerzeit
wo Wacholder steh’n in ihrem düstren Kleid
wo die Birke stille Heidewege säumt
da hab‘ ich der Jugend schönste Zeit verträumt

Wo der alte Schäfer seine Schnucken treibt
und dem Land seiner Väter treu verbleibt
wo der Bauer mühsam seine Scholle bricht
da ist meine Heimat, die vergess‘ ich nicht

Wo am Heidehimmel nachts der Vollmond steht
wo ein blondes Mädel still das Glück erfleht
für den fernen Liebsten, den die Welt nicht kennt
dahin will ich wieder, eh‘ der Tod uns trennt

Bin die Welt durchwandert bis ans ferne Meer
zog ein Heimatklingen hinter’m Wanderer her
lockte all mein Sehnen aus dem Herzen vor
bis ich meine Freude an der Welt verlor

Heimweh nach dem märchenschönnen Heideland
wo die Fuhren rauschen auf dem Heidesand
wo die Eichen trotzen jedem Sturmgebraus
da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus

Text: Friedrich Fischer-Friesenhausen (1886 – 1960), der ein Judenhasser und überzeugter Nationalsozialist war
Musik: auf die Melodie von Simon Kranning, die dieser 1910 auf den Text von Wo de Ostseewellen trecken an den Strand komponierte in: Lieb Vaterland (ca. 1935)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1930 : Zeitraum:
Schlagwort:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Unter der Überschrift: “Mine Heimat” wurde das Gedicht „Wo de Ostseewellen trecken an den Strand“ von Martha Müller-Grählert zum ersten Mal 1907 in den “Meggendorfer Blättern” veröffentlicht und in Zürich von dem aus Thüringen stammenden Schreiner, Dirigenten und Mitglied eines Arbeiterchores Simon Krannig (1910) vertont. Dieser hatte den Text von einem wandernder Glasergesellen aus Flensburg bekommen, der den Zeitungsausschnitt aus den „Meggendorfer Blättern“ bis nach Zürich brachte.

Das Lied ist heute unter dem Titel “Wo die Ostseewellen trecken an den Strand” weit über Deutschland hinaus bekannt. Das Lied diente als Sehnsuchtslied in die Heimat während der nationalsozialistischen Diktatur in Konzentrationslagern mehrfach als Vorlage für neue Lieder, so z.B. in Dachau, Esterwegen und Auschwitz.

Was für ein Hohn, dass heute ausgerechnet die Nachdichtung „Wo die Nordseewellen ziehen an den Strand“ des überzeugten Nationalsozialisten und Judenhassers Peter Fischer-Friesenhausen (1886-1960) aus Soltau bekannter ist als das Original.

Hinzu kommt, dass Fischer-Friesenhausen sich das Lied aneignete, ohne auch nur einen Pfennig an die beiden Verfasser zu bezahlen. Es dauerte ein Vierteljahrhundert bis Martha Müller-Grählert und Simon Krannig 1936 in einem Urheberrechtsprozess Tantiemen zugesprochen wurden! Doch ehe die Regelungen des Urteils rechtskräftig wurden, starb Martha Müller-Grählert am 18. November 1939 fast erblindet, arm und einsam im Altersheim Franzburg bei Stralsund. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof in Zingst mit der Inschrift: „Hier is mine Heimat hier bün ick to Hus“.