Seid mir gegrüßt ihr tätigen Genossen

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Seid mir gegrüßt ihr tätigen Genossen
seid mir gegrüßt im traulichen Verein
die ihr der Liebe heil´gen Bund geschlossen
euch rüst´gem Wirken immerdar zu weih´n
Wohl manche Blüte ist mir schon entsprossen
einer Zeichen meiner hohen Macht zu sein
Die schönste seh ich jetzt erst sich entfalten
in eurem Bunde herrlich jetzt gedeihn

Germania ruft, herbei ihr rüst´gen Scharen
ihr schönen Künste, treuer Handwerksstand
Mögt ihr die Eintracht ewig doch bewahren
die euch zu tätigem Wirken hier verbannt
dann soll durch mich mich die ganze Welt erfahren
Handwerk und Kunst gehen einig Hand in Hand
Germania ruft, ihr naht im trauten Bunde
mein Jubellied, trägt´s fort von Land zu Land

So haltet fest in Liebe und Vertrauen
dann habt ihr leicht das schwerste Werk vollbracht
dann lächelt Friede nur in meinen Gauen
denn Eintracht ist der Völker höchste Macht
Wohl mir, schon seh ich meinen Morgen Grauen
es naht der Tag in seiner vollsten Pracht
seht ihr nicht schon die goldene Sonne lachen
dem tage Heil! Germania ist erwacht!

Text: R. Linderer – (vermutlich Robert Linderer )
Musik: auf die Melodie von „Denkst du daran mein tapferer Lagienka“

in Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam (1858)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1858 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Denkst du daran mein tapferer Lagienka“ ist ein Lied aus dem 1825 erstmals aufgeführten Singspiel ”Der alte Feldherr” von Karl von Holtei  (1798-1880). Das Lied ist ein Wechselgesang der in dem Singspiel auftretenden Figuren Thaddäus und Lagienka: Tadeusz Kosciusczko mit seinem Soldaten Lagienka.. Holtei schrieb es nach einem französischen Lied von Émile Debraux von 1815, dass die napoleonische Armee und ihre Feldzüge verherrlichte: “Te souviens tu disait un capitaine”.

Der Unterschied der Strophe 5  in verschiedenen Versionen erklärt sich daraus, “daß Holtei sein  Stück nach der Niederschlagung des polnischen Aufstandes von 1830/31, auf Grund der inzwischen erschienenen Biographie T. Kosciuszkos von Karl Falkenstein, umarbeitete und in unserem Lied die anfängliche Schlußstrophe durch eine neue ersetzte” (Steinitz II (1962)

Das Lied war äußerst beliebt:  “In Leipzig hatten sich 1200 Zuschauer zu einem für die Polen veranstalteten Konzerte im Gewandhaussaale eingefunden, das seinen stürmischen Höhepunkt erreichte, als das Nationallied “Denkst Du daran…” ertönte. ( in: “Komet” Beilage Nr.1 vom 7.1. 1832, zitiert nach Steinitz II (1962

In dem  Buch „Das Kölnische Volks- und Karnevalslied” (1951, S. 182—186) führt Paul Mies  zu “Denkst du daran mein tapferer Lagienka” an, daß diese Melodie im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts sehr beliebt war;  sie würde „besonders gewählt, wenn es sich im Text um Erinnerungen, um Abschied, um wehmütige Gedanken handelt”. Mies führt 10 Lieder auf diese Melodie an….

Das Lied war in Polen noch um 1900 bekannt. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Mitteilung von Böhme ( Volkstümliche Lieder, S. 82), daß unser Lied schon 1840 von polnischen Bauernmädchen, die als Landarbeiter nach Schlesien kamen, gesungen wurde: “Der Cantor Jakob zu Hainau in Schlesien ließ sich 1840 in Bad Altwasser von jungen Polenmädchen den polnischen Text vorsingen, und die Melodie stimmte mit der bei Holtei überein. Ein Pole versicherte: “Die Melodie ist echt polnisch!”