Wlasta (Valaska) . Ende des Matriarchats in Böhmen


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Die Verwandten und Befreundeten der entleibten Männer waren mit ihrer Rüstung zu Primislaus geflohen und ermahnten denselben, er sollte solche grausame und schändliche Übeltat rächen und strafen. Aber Primislaus gab zur Antwort: er würde von Gott erinnert, daß er wider die Weiber jetziger Zeit nichts vornehmen sollte, und würden auch alle diejenigen umkommen, so die Weiber würden bekriegen, derhalben sollte man auf anderer Zeit Gelegenheiten warten. Hieraus erfolgte nicht allein eine große Verachtung, sondern entstand auch ein großer Unwille wider den Fürsten.

Die Männer aber sammelten ein Kriegesvolk, wider des Fürsten Willen, und wollten sich an den Jungfrauen rächen, doch war ihr Kriegesheer ohne einige Ordnung, hatte auch dazu kein Haupt noch Obristen. Wlasta ließ sich nicht schrecken, fasste ihr in dieser Not ein Herz, vermahnte die Ihren, daß sie nicht wollten kleinmütig werden; denn es wäre die Zeit und Gelegenheit vorhanden, daß sie ganz Böhmerland unter sich bringen könnten; denn die Vornehmsten des ganzen Landes unter ihre Gewalt kommen wären. Dazu hatte Wlasta eine feine Schlachtordnung gemacht; den ersten Haufen führte Milada, den andern Hodeka, den dritten Suatana, den vierten Radeka. Wlasta aber beschloß mit den Ihrigen den ganzen Haufen.

Im ersten Angriff standen die Männer eine gute Weile, da aber der Haufen durch die Rosse an der Spitze und den Seiten getrennt ward, wurden die in der Mitten umgeben und erbärmlich erschlagen. Man sagt, daß Wlasta, mit ihrer eigenen Hand, sieben starke Männer umgebracht und durch ihren Sieg eine solche Furcht den Männern eingejagt habe, daß die andern, so noch übrig blieben, mehr dahin gedacht, wie sie einen Anstand erlangen möchten, denn daß sie den Feind aufs Neue anzugreifen gedächten. Gaben auch unterdeß der Wlasta einen Tribut.

Es werden vornehmlich sieben Weiber genannt, so in dieser Schlacht sich männlich erzeigt haben, als: Malada, Nodea, Suatika, Vovasta, Radga, Zastana, Tristana. So wurde auch eine stattliche Beute hinweg gebracht und diejenigen, so sich wohl verdienet, mit Geschenken geehret. Den sieben Weibern aber, welche so ritterlich gekämpfet, wurden güldene Ketten und Armbänder gegeben und Wlasta ward als eine Göttin geehret, so hatten auch die Böhmen wider die Weiber hernach ganz und gar keinen Mut und Herz.

Als aber ein Anstand gemacht wurde, nahm Wlasta die Höhe bei der Muldau, gegen das Schloß Wischerad, ein, befestigte denselben Ort mit einem Graben, Wall und Schanzen, baueten auch bald hernach, als sich mehr Weiber sammelten, daselbst ein Schloß und Festung, auf daß sie daselbst mit den Jungfrauen ihren Aufenthalt hätte. Solches nannte sie Dievin, etliche nennen es Dievizum, welches so viel heißt, als Jungfrauen-Schloß. Solches tat sie darum, damit sie ihr nicht etwa einen Neid auf den Hals lüden, wenn sie es nach ihrem und nicht nach der Jungfrauen Namen nannte.

Dazumal war alles öde und wüst um dasselbe Schloß, und da etwa Aecker zu besäen, nahmen solche die Ackerleute, so den Jungfrauen nicht gut waren, ein, besäeten dieselben und erhielten das Getreide, damit es die Jungfrauen nicht kaufen könnten. Als aber Wlasta sah, daß sie ohne Lebensmittel das Schloß in die Länge nicht würde erhalten können, riet sie, man sollte vor der Zeit den Anstand brechen, damit sie nicht Hungers sterben dürften.

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