Die Sage von Klaus Störtebeker und Gödeke Michels


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Nach einer andern Volkssage hätte Störtebeker, der es schwer bedauert, daß alle seine Kameraden seinetwegen ihr Haupt auf den Block legen sollten, gebeten: »Wenn Ihr mir den Kopf abgeschlagen habt, so laßt mich gehen. Diejenigen meiner Kameraden, an denen ich ohne Kopf vorüber komme, mögen am Leben bleiben!« Diese letzte Bitte soll ihm denn auch gewährt worden sein. Als ihm der Kopf abgehauen war, fängt er auch wirklich an zu gehen und kommt noch an elf seiner Gesellen vorüber. Da strauchelt er und fällt tot nieder, jenen elfen aber soll Wort gehalten worden sein.

Der Sage nach durchsuchten die Hamburger Störtebekers Schiff besonders eifrig nach seinen ungeheuern Schätzen. Außer einigen Pokalen und anderem Geräte fanden sie aber anfangs nichts, bis endlich ein Zimmermann, der mit der Axt zufällig gegen den Hauptmast schlug, eine Höhlung darin entdeckte, welche voll geschmolzenen Goldes war. Von diesem Schatze wurden die beraubten Hamburger Bürger entschädigt und die Kosten des Kriegszuges bezahlt, von dem Überrest aber, so heißt es, ließ der Rat eine schöne goldene Krone für den St. Nicolaiturm anfertigen. Als nun 1500 dieser Thurm abgebrochen wurde, da soll die Krone auf den St. Katharinenturm gekommen sein, der allerdings um 1602 schon eine Krone getragen hat, aber keinenfalls die jetzige, welche erst 1656 vom Oberalten Hermann Rentzel geschenkt worden ist.

Aber noch war Gödeke Michels mit dem Reste der Vitalienbrüder zu vertilgen. Gleich nach Störtebekers Hinrichtung liefen die Hamburger wieder in die Nordsee, um ihr Werk zu vollenden. Wiederum war es Simon von Utrecht auf seiner bunten Kuh, welchem nach den alten Berichten der Preis auch dieses Seezuges gebührt, der mit völliger Niederlage der Piraten endigte. Unter den 80 nach Hamburg gebrachten Gefangenen war Gödeke Michels mit seinem Unterhauptmann Wigbold, einem frühern Magister der Weltweisheit, der seinen Stand auf dem Katheder zu Rostock mit dem Schiffskastell vertauscht hatte. Auch diese 80 Seeräuber wurden ebenso wie ihre frühern Spießgesellen auf dem Grasbrook enthauptet.

Als nun aber der ehrsame Rat der Stadt Hamburg, welcher der Hinrichtung beigewohnt hatte, die schwere Arbeit des Scharfrichters Rosenfeld wahrgenommen hatte, der bis an die Knöchel im Blute stand, fragte er ihn nach Vollendung seiner Aufgabe voll Teilnahme, »ob er sehr ermüdet sei?« Darauf soll Rosenfeld gar grimmig gehohnlacht und trotzig erwidert haben, »es sei ihm noch nie wohler gewesen und habe er noch Kraft genug um den ganzen Rat ebenfalls zu köpfen!« welcher höchst frechen Antwort wegen ein hochedler Rat sich sehr entsetzte und den unverschämten Kerl sofort abtun ließ.

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Liederthema: Sagen

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