O altgewohnter Schlendrian (Landwehr)

Volkslieder » Kriegslieder » Soldatenlieder »

=> (Alle Versionen)

O altgewohnter Schlendrian
wohin ist´s nun gekommen
seitdem wir Lanze und Gewehr
zum Kampfe aufgenommen
seitdem nach Frankreich wir marschiert
und unsere Waffen dort probiert
wo unsere Büchsen krachten
in all den heißen Schlachten

Zwar´s Bäuchlein, das so prall und rund
mit edlem Stolz getragen
wie ist es nun dahingewelkt
kaum deckt die Haut den Magen
und war erst manche Kost zu schlecht
jetzt ist uns das Kommißbrot recht
und müßten wir es trocken
gar in Champagner brocken

Zwar ein Gericht gibt´s spät und früh
das sind die blauen Bohnen
doch damit mag der große Koch
uns gnädiglich verschonen
zwar jede Bohne trifft ja nicht
wir leisten gern drauf verzicht
und tun mit leerem Magen
die Feinde lieber schlagen

Sonst war uns manches Dirnlein hold
und sonderlich gewogen
jetzt wenn uns eine sehen könnt´
macht sie ´nen großen Bogen
meist ungewaschen, ungekämmt
schwarzgrau der Rock
und schwarz das Hemd
nichts weißes darf mehr blitzen
sonst donnern die Haubitzen

Ist eine Kugel uns bestimmt
potztausend mag sie kommen
doch nicht bevor wir erst Paris
das Stolze, eingenommen
und ziehn wir in Paris dann ein
lieb Vaterland magst ruhig sein
wenn sie auch voller Zagen
drei Gürtel jetzt dort tragen

Und ist der große Krieg dann aus
die Feinde all geschlagen
dann ziehn wir wieder froh nach Haus
dann hat´s nichts mehr zu sagen
dann stellt sich´s Bäuchlein wieder ein
das wir gelassen überm Rhein
dann läßt man sich rasieren
geht mit dem Schatz spazieren

Text: vermutlich anonym , keine Angabe
Musik: auf die Melodie von O alte Burschenherrlichkeit
in Weltkriegs-Liedersammlung (1926)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1915 : Zeitraum:
Orte: ,
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

O alte Burschenherrlichkeit ist ein Lied eines unbekannten Verfassers, das zuerst in der Berliner Zeitschrift „Der Freimüthige“   am 9. August 1825 unter dem Titel „Rückblicke eines alten Burschen“ gedruckt wurde. Die erste Zeile wurde zu einem geflügelten Wort vor allem in studentischen Verbindungen und Burschenschaften.

Das Lied wurde ins Schwedische, Niederländische, Estnische und Lettische übersetzt. Besonders in Schweden ist es noch immer populär. In vielen Pubikationen steht Eugen Höfling als Urheber, was aber unwahrscheinlich ist, da er zur Zeit der Erstveröffentlichung erst 16 Jahre alt war und weit weg von Berlin lebte.  (Wikipedia)