Noch ist kein Fürst so hochgefürstet

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Noch ist kein Fürst so hochgefürstet
So auserwählt kein ird’scher Mann
Daß, wenn die Welt nach Freiheit dürstet
Er sie mit Freiheit tränken kann
Daß er allein in seinen Händen
Den Reichtum alles Rechtes hält
Um an die Völker auszuspenden
So viel, so wenig ihm gefällt

Die Gnade fließet aus vom Throne
Das Recht ist ein gemeines Gut
Es liegt in jedem Erdensohne
Es quillt in uns wie Herzensblut
Und wann sich Männer frei erheben
Und treulich schlagen Hand in Hand
Dann tritt das innre Recht ins Leben
Und der Vertrag gibt ihm Bestand

Vertrag! es ging auch hierzulande
Von ihm der Rechte Satzung aus,
Es knüpfen seine heil’gen Bande
Den Volksstamm an das Fürstenhaus.
Ob einer im Palast geboren
In Fürstenwiege sei gewiegt
Als Herrscher wird ihm erst geschworen
Wenn der Vertrag besiegelt liegt

Solch teure Wahrheit ward verfochten
Und überwunden ist sie nicht
Euch, Kämpfer, ist kein Kranz geflochten
Wie der beglückte Sieg ihn flicht
Nein! wie ein Fähnrich, wund und blutig
Sein Banner rettet im Gefecht
So blickt ihr, tief gekränkt, doch mutig
Und stolz auf das gewahrte Recht

Kein Herold wird’s den Völkern künden
Mit Pauken- und Trommetenschall
Und dennoch wird es Wurzel gründen
In deutschen Gauen überall
Daß Weisheit nicht das Recht begraben
Noch Wohlfahrt es ersetzen mag
Daß bei dem biedern Volk in Schwaben
Das Recht besteht und der Vertrag!

Text: Ludwig Uhland (1817)
in Republikanisches Liederbuch , von Hermann Rollett

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Liederzeit: vor 1817 : Zeitraum:
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