Mich wundert zwar von Frauenhaar
wo es sein Kraft hat g’nummen
Manch weiser Mann ihm untertan
die macht es all zu Stummen.
All Kriegsleut zwingt, Tyrannen dringt
die Laien und die Pfaffen
Ich sag es kurz, kein Kraut noch Wurz
so kräftig ward beschaffen
Viel g’schrieben steht von dem Magnet
an sich zeucht er das Eisen
So zeucht das Haar die junge Schaar
mitsamt den alten Greisen
Wiewohl es hat manch Mann und Stadt
in Angst und Not geführet
herwieder merk, sein Kraft und Stärk
so kräftig wird gezieret
Von der Arznei und Spezerei
kein Doktor wills geraten
so kommt darvon des Bauern Sohn
all Fürsten und Prälaten
Kein Mönch ist frei, Pilgram dabei
wenn sie daran gedenken.
Kein Kutt hilft nicht, noch Wallfahrt Pflicht
zum Haar tun sie all sinken.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1786 „Das Frauenhaar“)
Anmerkungen zu "Mich wundert zwar von Frauenhaar"
Angaben von Böhme im Liederhort: „Weltliches Lied aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts. Text gedruckt als fliegendes Blatt Nürnberg, Kunegund Hergotin (um 1528— 36). Ambraser Liederbuch 1582, Nr. 143 — Vulpius (Vorzeit III. 293) hat das Lied mitgeteilt „aus dem handschriftlichen Nachlaß der Nürnberger Meistersänger, die in Wöhrd sangen“, im Besitz der Bibl. zu Weimar. (Abdruck bei Erlach 2, 103). Vulpius bemerkt dazu: „Ehemals erzählte man sich: die Fische sogar würden nicht sicherer berückt und besser gefangen, als in Netzen, geflochten von Weiberhaaren“ (s. Pallavicini Panegir. di Venetia p. 52). Der Ton: „Mich wundert zwar, was Frauen Haar“ wird einem geistlichen Liede vom Jahr 1525 vorgeschrieben, dasselbe beginnt: „Ach Feindes Neid, wie hast so weit“… „
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