Kein Heimatland kein Mutterhaus (Der Findling)

wenn ich doch eine Mutter hätt

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Kein Heimatland kein Mutterhaus
stets einsam und verlassen
irrt´ ich umher, Jahr ein, Jahr aus
kaum weiß ich es zu fassen
schon in der frühsten Jugend war
ich jeder Mutterliebe bar
kein Mütterlein, daß mir die Stirne küßt
das freundlich gegen mich gewesen ist
Nur fremde Leute, die da hart und kalt
statt Mutterlieb´ erzog mich die Gewalt
O wie beneidet ich die andern da
die lustig sprangen her um die Mama
ich weinte still und sprach dann ein Gebet
wenn ich doch eine Mutter hätt´

Und als ich zog zum Militär
da sah ich all die andern
wie war der Abschied ihnen schwer
von Hause fort zu wandern
Man blies zum Abschied das Signal
und alles küßt´ sich noch einmal
„So leb denn wohl geliebtes Mütterlein!“
So hört´ ich rings die Kameraden schrein
die Mutter aber litt gar herbe Not
und weint´ vor Kummer sich die Augen rot
Mir ward dabei ganz sonderbar im Sinn
mir reicht kein Mensch die Hand zum Abschied hin
und still schlich ich mich von jener Stätt´
wenn ich doch eine Mutter hätt´

Doch weil mich faßt der Sehnsucht Qual
griff ich zum Wanderstabe
und suchte überall der Heimat süße Labe
so kam ich einst zu Weihnacht dann*
an einem kleinen Orte an
Ich sah die Kerzen und den Tannenbaum
und Wehmut faßte mich, man glaubt es kaum
Ich floh die Nähe bis ich sonderbar
alleine auf dem Gottesacker war
Dort also war mein Heim, dort war mein Glück
O schnöde Welt, du stießest mich zurück
Ich weint´ am Grabe, sprach still ein Gebet
wenn ich doch eine Mutter hätt´

Text und Musik: Verfasser unbekannt ,
möglich wäre wenn auch etwas holprig: O Tannenbaum
in Wie´s klingt und singt (1936, nur Text)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1936 : Zeitraum:
Schlagwort:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Das heute nahezu auf der ganzen Welt bekannte Weihnachtslied „O Tannenbaum“ war mit einem völlig anderen Text ursprünglich ein studentisches Sauflied, was man ihm in manchen Parodien und Interpretationen auch noch anmerkt: Grüß Gott dir Bruder Straubinger“ und weiter „Das Bier ist gut geraten“.  Erst als die Sitte, den Tannenbaum als Weihnachtsbaum zu schmücken sich  gegen Ende des 18. Jahrhunderts  in ganz Deutschland verbreitete, konnte die Melodie umgedichtet und als Weihnachtslied populär werden.

Die Melodie von „O Tannenbaum“ wurde vermutlich über deutsche Auswanderer die Hymne vier amerikanischer Bundesstaaten und außerdem ein sozialistisches Lied, das heute noch auf den Parteitagen der englischen und irischen Labourparty gesungen wird. „The peoples flag is deepest red (The scarlett Banner)“. Als solches politisches Lied stand es auch als Nr.1 im Liederbuch der Wobbles, der „Industrial Workers of the World“ und wurde beim „Bread & Roses„-Arbeitskampf  1912 in Larence, Massachussets gesungen.

Vom Text her aber ist „O Tannenbaum“ zuerst eine Liebesklage gewesen, dann erst ein Weihnachtslied, geschrieben von einem Herrn Eskuche, der auch „Alle meine Entchen“ textete.